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Venus im Pelz
Seite - 95 -
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so ruhig, daß mir das Blut dabei erstarrt, und ich mein Herz unter ihrem Blicke kalt werden fühle. Langsam, mit müder träger Majestät, steigt sie die Marmorstufen hinauf, läßt ihre kostbare Umhüllung herabgleiten und tritt nachlässig in den Saal, den Rauch von hundert Kerzen mit silbernem Nebel gefüllt hat. Einige Augenblicke sehe ich ihr wie verloren nach, dann hebe ich ihren Pelz auf, der, ohne daß ich es wußte, meinen Händen entsunken war. Er ist noch warm von ihren Schultern. Ich küsse die Stelle, und Tränen füllen meine Augen. Da ist er. In seinem, mit dunklem Zobel verschwenderisch ausgeschlagenen schwarzen Samtrock, ein schöner, übermütiger Despot, der mit Menschenleben und Menschenseelen spielt. Er steht im Vorsaal, sieht stolz umher und läßt seine Augen unheimlich lange auf mir ruhen. Mich faßt unter seinem eisigen Blick wieder jene entsetzliche Todesangst, die Ahnung, daß dieser Mann sie fesseln, sie berücken, sie unterjochen kann, und ein Gefühl von Scham seiner wilden Männlichkeit gegenüber, von Neid, von Eifersucht. Wie ich mich so recht als den verschraubten schwächlichen Geistesmenschen fühle! Und was das Schmachvollste ist: ich möchte ihn hassen und kann es nicht. Und wie kommt es, daß auch er mich, gerade mich unter dem Schwarm von Dienern herausgefunden hat. Er winkt mich mit einer unnachahmlichen vornehmen Kopfbewegung zu sich, und ich – ich folge seinem Winke – gegen meinen Willen. »Nimm mir den Pelz ab«, befiehlt er ruhig. Ich zittere am ganzen Leibe vor Empörung, aber ich gehorche, demütig wie ein Sklave. Ich harre die ganze Nacht im Vorsaal, wie im Fieber phantasierend. Seltsame Bilder schweben meinem innern Auge vorbei, ich sehe, wie sie sich begegnen – den ersten langen Blick – ich sehe sie in seinen Armen durch den Saal schweben, trunken, mit halbgeschlossenen Lidern an seiner Brust liegen – ich sehe ihn im Heiligtum der Liebe, nicht als Sklaven, als Herrn auf der Ottomane liegend und sie zu seinen Füßen, ich sehe mich ihn kniend bedienen, das Teebrett in meiner Hand schwanken und ihn nach der Peitsche greifen. Jetzt sprechen die Diener von ihm. 95
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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