Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Venus im Pelz
Seite - 96 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 96 - in Venus im Pelz

Bild der Seite - 96 -

Bild der Seite - 96 - in Venus im Pelz

Text der Seite - 96 -

Es ist ein Mann wie ein Weib, er weiß, daß er schön ist und benimmt sich danach; er wechselt vier-bis fünfmal im Tage seine kokette Toilette, gleich einer eitlen Kurtisane. In Paris erschien er zuerst in Frauenkleidern, und die Herren bestürmten ihn mit Liebesbriefen. Ein durch seine Kunst und Leidenschaft gleich berühmter italienischer Sänger drang bis in seine Wohnung und drohte, vor ihm auf den Knien, sich das Leben zu nehmen, wenn er ihn nicht erhöre. »Ich bedaure«, erwiderte er lächelnd, »ich würde Sie mit Vergnügen begnadigen, aber so bleibt nichts übrig, als Ihr Todesurteil zu vollstrecken, denn ich bin – ein Mann.« Der Saal hat sich schon bedeutend geleert – sie aber denkt offenbar noch gar nicht daran, aufzubrechen. Schon dringt der Morgen durch die Jalousien. Endlich rauscht ihr schweres Gewand, das ihr gleich grünen Wellen nachfließt, sie kommt Schritt für Schritt im Gespräche mit ihm. Ich bin für sie kaum mehr auf der Welt, sie nimmt sich nicht einmal mehr die Mühe, mir einen Befehl zu erteilen. »Den Mantel für Madame«, befiehlt er, er denkt natürlich gar nicht daran, sie zu bedienen. Während ich ihr den Pelz umgebe, steht er mit gekreuzten Armen neben ihr. Sie aber stützt, als ich ihr auf meinen Knien liegend die Pelzschuhe anziehe, die Hand leicht auf seine Schulter und fragt: »Wie war das mit der Löwin?« »Wenn der Löwe, den sie gewählt, mit dem sie lebt, von einem anderen angegriffen wird«, erzählte der Grieche, »legt sich die Löwin ruhig nieder und sieht dem Kampfe zu, und wenn ihr Gatte unterliegt, sie hilft ihm nicht – sie sieht ihn gleichgültig unter den Klauen des Gegners in seinem Blute enden und folgt dem Sieger, dein Stärkeren, das ist die Natur des Weibes.« Meine Löwin sah mich in diesem Augenblicke rasch und seltsam an. Mich schauerte es, ich weiß nicht warum, und das rote Frühlicht tauchte mich und sie und ihn in Blut. Sie ging nicht zu Bette, sondern warf nur ihre Balltoilette ab und löste ihr Haar, dann befahl sie mir, Feuer zu machen, und saß beim Kamine und starrte 96
zurück zum  Buch Venus im Pelz"
Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Venus im Pelz