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Venus im Pelz
Seite - 103 -
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geschlossen, mit ihr der Grieche. Sie sind im lebhaften Gespräche, doch kann ich kein Wort davon verstehen. Jetzt stampft er mit dem Fuße, daß der Kies ringsum auseinanderstäubt, und haut mit der Reitpeitsche in die Luft. Wanda schrickt zusammen. Fürchtet sie, daß er sie schlägt? Sind sie soweit? Er hat sie verlassen, sie ruft ihn, er hört sie nicht, er will sie nicht hören. Wanda nickt traurig mit dem Kopfe und setzt sich auf die nächste Steinbank; sie sitzt lange in Gedanken versunken. Ich sehe ihr mit einer Art boshafter Freude zu, endlich raffe ich mich gewaltsam auf und trete höhnisch vor sie hin. Sie fährt empor und zittert am ganzen Leibe. »Ich komme, Ihnen nur Glück zu wünschen«, sage ich, mich verneigend, »ich sehe, gnädige Frau, Sie haben Ihren Herrn gefunden.« »Ja, Gott sei gedankt!« ruft sie, »keinen neuen Sklaven, ich habe deren genug gehabt: einen Herrn. Das Weib braucht einen Herrn und betet ihn an.« »Du betest ihn also an, Wanda!« schrie ich auf, »diesen rohen Menschen –« »Ich liebe ihn so, wie ich noch niemand geliebt habe.« »Wanda!« – ich ballte die Fäuste, aber schon kamen mir die Tränen und der Taumel der Leidenschaft ergriff mich, ein süßer Wahnsinn. »Gut, so wähle ihn, nimm ihn zum Gatten, er soll dein Herr sein, ich aber will dein Sklave bleiben, solange ich lebe.« »Du willst mein Sklave sein, auch dann?« sprach sie, »das wäre pikant, ich fürchte aber, er wird es nicht dulden.« »Er?« »Ja, er ist jetzt schon eifersüchtig auf dich«, rief sie, »er auf dich! er verlangte von mir, daß ich dich sofort entlasse, und als ich ihm sagte, wer du bist –« »Du hast ihm gesagt –« wiederholte ich starr. »Alles habe ich ihm gesagt«, erwiderte sie, »unsere ganze Geschichte erzählt, alle deine Seltsamkeiten, alles – und er – statt zu lachen – wurde zornig und stampfte mit dem Fuße.« »Und drohte, dich zu schlagen?« Wanda sah zu Boden und schwieg. 103
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Venus im Pelz
Titel
Venus im Pelz
Autor
Leopold Von Sacher-Masoch
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
114
Schlagwörter
Novelle, Liebe
Kategorien
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