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»Ja, ja«, sprach ich mit höhnischer Bitterkeit, »du fürchtest dich vor ihm,
Wanda!« – ich warf mich ihr zu Füßen und umschlang erregt ihre Knie – »ich
will ja nichts von dir, nichts, als immer in deiner Nähe sein, dein Sklave! – ich
will dein Hund sein –«
»Weißt du, daß du mich langweilst?« sprach Wanda apathisch.
Ich sprang auf. Alles kochte in mir.
»Jetzt bist du nicht mehr grausam, jetzt bist du gemein!« sprach ich, jedes
Wort scharf und herb betonend.
»Das steht bereits in Ihrem Briefe«, entgegnete Wanda mit einem stolzen
Achselzucken, »ein Mann von Geist soll sich nie wiederholen.«
»Wie handelst du an mir!« brach ich los, »wie nennst du das?«
»Ich könnte dich züchtigen«, entgegnete sie höhnisch, »aber ich ziehe vor,
dir diesmal statt mit Peitschenhieben mit Gründen zu antworten. Du hast kein
Recht, mich anzuklagen, war ich nicht jederzeit ehrlich gegen dich? Habe ich
dich nicht mehr als einmal gewarnt? Habe ich dich nicht herzlich, ja
leidenschaftlich geliebt und habe ich dir etwa verheimlicht, daß es gefährlich
ist, sich mir hinzugeben, sich vor mir zu erniedrigen, daß ich beherrscht sein
will? Du aber wolltest mein Spielzeug sein, mein Sklave! Du fandest den
höchsten Genuß darin, den Fuß, die Peitsche eines übermütigen, grausamen
Weibes zu fühlen. Was willst du also jetzt?
In mir haben gefährliche Anlagen geschlummert, aber du erst hast sie
geweckt; wenn ich jetzt Vergnügen daran finde, dich zu quälen, zu
mißhandeln, bist nur du schuld, du hast aus mir gemacht, was ich jetzt bin,
und nun bist du noch unmännlich, schwach und elend
genug, mich anzuklagen.«
»Ja, ich bin schuldig«, sprach ich, »aber habe ich nicht gelitten dafür? Laß
es jetzt genug sein, ende das grausame Spiel.«
»Das will ich auch«, entgegnete sie mit einem seltsamen, falschen Blick!
»Wanda!« rief ich heftig, »treibe mich nicht auf das Äußerste, du siehst,
daß ich wieder Mann bin.«
»Strohfeuer«, erwiderte sie, »das einen Augenblick Lärm macht und
ebenso schnell verlöscht, wie es aufgeflammt ist. Du glaubst mich
einzuschüchtern und bist mir nur lächerlich. Wärst du der Mann gewesen, für
den ich dich anfangs hielt, ernst, gedankenvoll, streng, ich hätte dich treu
geliebt und wäre dein Weib geworden. Das Weib verlangt nach einem Manne,
zu dem es aufblicken kann, einen – der so wie du – freiwillig seinen Nacken
darbietet, damit es seine Füße darauf setzen kann, braucht es als
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Venus im Pelz
- Titel
- Venus im Pelz
- Autor
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 114
- Schlagwörter
- Novelle, Liebe
- Kategorien
- Weiteres Belletristik