Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Viktor E. Frankl - Gesammlte Werke
Seite - 36 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 36 - in Viktor E. Frankl - Gesammlte Werke

Bild der Seite - 36 -

Bild der Seite - 36 - in Viktor E. Frankl - Gesammlte Werke

Text der Seite - 36 -

Vorbemerkungen36 Am Atheismus mag vielleicht die Engstirnigkeit jener Theisten Schuld sein, besser gesagt je- ner Theologen, die zu sehr am Buchstaben kleben. [...] Wie auf der einen Seite die Kleinka- librigkeit der Interpreten Schuld am Atheismus sein kann, so auf der anderen Seite die Selb- stüberschätzung der einseitig am naturwissenschaftlichen Modell Orientierten, die sagen, es existiert nur, was sich hineinprojizieren lässt bzw. sich abbildet in der Projektion der Ebene, während es in Wirklichkeit mehrdimensional ist. Aufgrund seiner persönlichen Lebenserfahrung scheint Frankl als Überlebender des Holocaust bewusst denen entgegentreten zu wollen, die meinen, „nach Auschwitz“ müsse man ehrlicherweise den Glauben an einen Gott der Liebe aufgeben. Frankl ist der Überzeugung, dass sowohl der atheistische als auch der religiöse Glaube – und das ist gültig auch „nach Auschwitz“ – auf einem existentiellen Akt beruht, der durch Unbedingtheit gekennzeichnet werden kann. Seinerseits plädiert Frankl für eine Art religiöses Trotzdem-Ja-zum-Glauben-sagen. Denn [...] siehe da, der Glaube, der wirkliche Glaube besteht auch dann noch fort. Wie viele Leute sagen, in Auschwitz haben doch sicher die meisten Leute den Glauben verloren! Das ist gar nicht richtig. Ich habe keine Statistik, aber nach meinen Eindrücken, meinem Gefühl, ist es so, dass mehr Leute in Auschwitz ihren Glauben wiedergewonnen haben und in mehr Men- schen der Glaube in Auschwitz erstarkt ist – und das heißt trotz Auschwitz –, als dass Leute ihren Glauben dort verloren haben. Es sollte also nicht gleich immer wieder die Formulierung ‚nach Auschwitz’ gebracht werden im Zusammenhang mit der Fähigkeit zu glauben, sondern es sollte hier die Rede sein von einem Glauben trotz Auschwitz. Wo es darum geht, die Argumente zu nennen, die für seinen religiösen Glauben sprechen, hält es Frankl mit der Pascalschen Wette: Da der Mensch sich in der Frage nach der Existenz des letzten Sinns auf der Ebene der Vernunftargumente in einer Pattsituation befindet, muss für den Glauben daran gewettet werden. Der Grund für diese dringende Empfehlung besteht darin, dass der Erwartungswert des Gewinns, der durch den Glauben erreicht werden könnte, immer unvergleichbar größer sei als der Erwartungswert im Falle des atheistischen Glaubens (Pascal 2013, 246–247). Die Entscheidung für den religiösen Glauben – als „das Ergreifen der einen Denkmög- lichkeit“ – wird also bei Frankl „nicht mehr aus einem rein logischen Gesetz“ heraus getroffen, sondern eher „aus der Tiefe seines eigenen Seins“: In dieser Situation, mit dieser Situation konfrontiert, hat der Mensch zu entscheiden, ein fiat zu sagen, ein Amen, ein So-sei-Es, ich weiß es nicht, aber ich entscheide mich dafür [...], ich Open Access © 2018 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
zurück zum  Buch Viktor E. Frankl - Gesammlte Werke"
Viktor E. Frankl Gesammlte Werke
Psychotherapie, Psychiatrie und Religion. Über das Grenzgebiet zwischen Seelenheilkunde und Glauben
Titel
Viktor E. Frankl
Untertitel
Gesammlte Werke
Autoren
Alexander Batthyany
János Vik
Karlheinz Biller
Eugenio Fizzotti
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20574-6
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
318
Schlagwörter
Psychotherapie, Psychologie, Psychiatrie, Religion, Logotherapie, Existenzanalyse, Viktor Frankl
Kategorie
Geisteswissenschaften
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Viktor E. Frankl