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TU Graz I Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Martina Lang & Bernhard Wieser
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Assistenztechnologien unter den RespondentInnen der im Zuge des Projektes
abgehaltenen Fokusgruppen.
Autonomieverlust
Besonders kontroversielle Reaktionen riefen die im Videoclip gezeigten Szenen
hervor, in denen intentionell von einer „Überwachung des Alltags“ auf Basis des
Wasser- und Stromverbrauchs im Haushalt gesprochen wurde und mittels
„intelligenter Toiletten-Sensoren“ die Vitalwerte und Gesundheitsdaten ermittelt und
mit dem Hausarzt geteilt werden. Die laufende Benachrichtigung über den
Gesundheitszustand an Angehörige wurde ebenso ambivalent bis ablehnend
diskutiert.
In Fokusgruppe FG_SG 3 wurde argumentiert: „Der Avatar nimmt einem ja selber
schon einmal das Recht zu sagen, „Ich will es gar nicht wissen“, beziehungsweise es
tut mir nichts weh und ich will nichts dagegen tun oder ich will es alternativ therapieren.
Und ich möchte auch nicht, dass meine Enkel oder wer auch immer dann
benachrichtigt werden“ (FG_SG 3: 00:31:34.5 - 00:33:17.6).
Versetzten sich die RespondentInnen in die Lage von (pflegenden) Angehörigen,
reagierten diese in abgeschwächt kritischer Art auf den im Video gezeigten
Gesundheits-Avatar und dessen technologisches Potential. „Wenn das jetzt meine
Eltern wären, ich besorgt wäre und mein Vater beispielsweise mir das aber nicht sagen
wird, weil er [seine] Kinder nicht beunruhigen will. Einerseits würde ich das schon
gerne wissen wollen, was wirklich los ist, andererseits liegt das aber in seiner Freiheit,
uns das zu sagen oder nicht. Und eben ist auch die Frage, ob die Kinder informiert
werden wollen. Ob sie so genau Bescheid wissen wollen. Also die Freiheit von Eltern
und Kindern wird ein bisschen eingeschränkt“ (FG_SG 2, Position: 59 – 61, 00:31:34.5
- 00:33:17.6). Deutlich wird hier das Recht auf Nichtwissen als hoher Wert
hervorgehoben, wie auch der Wert individueller Freiheiten und ihrer Grenzen
diskutiert. Die ethischen Idealvorstellungen werden hier stark am Autonomiebegriff
orientiert.
Die Teilnehmenden der Fokusgruppen diskutierten, ob virtuelle Gesundheits-Avatare
in Prozesse zur Entscheidung über Veränderungen oder Intensivierung der Pflege
zuhause genutzt werden sollten (Erhöhung des Pflegebedarfs, Änderung oder
Erhöhung der Pflegestufen). In diesem Zusammenhang wurde die Möglichkeit der
Übermittlung medizinischer Daten durch Harnanalysen mittels Sensortechnologien
Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Eine Fokusgruppenanalyse, Band 1
- Titel
- Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
- Untertitel
- Eine Fokusgruppenanalyse
- Band
- 1
- Autoren
- Martina Lang
- Bernhard Wieser
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-667-3
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 54
- Kategorie
- Lehrbücher