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TU Graz I Die Akzeptanz virtueller Gesundheits-Avatare
Martina Lang & Bernhard Wieser
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Unterstützung in der professionellen Pflege ist es, KlientInnen zu aktivieren, zu
motivieren und aufzufordern so viel wie möglich selbst zu machen (FG_SG 1: 39:23).
So wurde als ein wesentlicher Aspekt das Thema „zwischenmenschlicher Kontakt und
Kommunikation“ eingehend thematisiert (FG_SG 1, FG_SG 2). Mit Blick auf
pflegebedürftige ältere Menschen ist im beruflichen Pflegealltag evident, dass
Einsamkeit sowie kaum oder geringe Möglichkeiten zum kommunikativen und sozialen
Austausch zu den zentralen Themen des Altwerdens gehören und eines der
häufigsten und drängendsten Problematiken für diese Personengruppe sind.
Inwieweit technische Assistenzsysteme soziale Aufgaben übernehmen können, wird
von den Teilnehmenden der Fokusgruppen unterschiedlich gesehen. Als
komplementäre Unterstützung und Ergänzung zur Betreuung durch Pflegepersonen
werden sie positiv gesehen (FG_SG 3; 00:14:33-6; FG_SG 3, 00:18:30-1). Der
zwischenmenschliche Kontakt sollte „zumindest einmal am Tag“ gegeben sein (ebd.;
FG_SG 3). Die Realität sieht oftmals anders aus. Die professionellen Pflegekräfte sind
häufig der einzige Sozialkontakt für alte Menschen, der jedoch, je nach Pflegedarf
variierend, manchmal nur einmal pro Woche für eine begrenzte Zeit stattfindet. Positiv
werden auch Möglichkeiten gesehen, durch den Einsatz eines medizinischen Avatars
(in Verbindung mit Pflegediensten) die Verschlechterung des Gesundheitszustandes
frühzeitig zu erkennen (FG_SG 2: 00:04:33.8 - 00:05:28.5).
Mit Blick auf die User-Gruppe der alleinstehenden, älteren Personen mit Pflegebedarf
sollten auch Genderaspekte beachtet werden. Weibliche Pflegebedürftige sind zum
Teil länger aktiv, „denn das war ja die frühere Generation, wo die Männer das Geld
heim gebracht haben und gearbeitet haben und die Frauen den Haushalt hatten. Und
der Haushalt geht nicht in Pension“ (FG_SG 1). Das längere aktiv bleiben, die
Motivation weiterhin Alltagstätigkeiten und damit eine Tagesstruktur aufrecht zu
erhalten, zeigt sich nach Expertinnenmeinung teilweise häufiger bei älteren Frauen.
Denn diese kümmern sich nach wie vor „um die Familie, dann kommen die Enkelkinder
und dann tun sie noch immer und wenn sie jetzt am Friedhof das Grab machen, also
sie sind noch immer auf Zack“ (FG_SG 1: Position: 582 – 589, 00:52:49.4 -
00:53:20.4). Für Männer der älteren Generation ist der Wegfall der beruflichen
Tätigkeit teilweise deshalb schwieriger, fehlen Freizeitbeschäftigungen neigen
manche dann eher zum Rückzug und auch zur Antriebslosigkeit. „Langeweile“ wird
unter anderem als Phänomen beschrieben, dass eher die ältere Generation
pflegebedürftiger Männer betrifft und in dem digitale Technologien einsetzbar wären,
Nutzer-Profile von Gesundheits-Avataren
Erhebung zielgruppenspezifischer Anwendungskontexte, Band 2
- Titel
- Nutzer-Profile von Gesundheits-Avataren
- Untertitel
- Erhebung zielgruppenspezifischer Anwendungskontexte
- Band
- 2
- Autoren
- Martina Lang
- Bernhard Wieser
- Herausgeber
- Technische Universität Graz
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-666-6
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 65
- Kategorie
- Lehrbücher