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2 DieEtablierungeinerorganisierten
Wirtschaftswerbung
2.1 ÖkonomischeBedingungen, technologische Innovationen
undneuekommunikativeHerausforderungen
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts vollzog sich Zug um Zug die Industrialisierung
Österreich-Ungarns. Als gesamtökonomisch nachteilig erwiesen sich allerdings
ein vergleichsweise niedriges Wirtschaftswachstum der Monarchie sowie eine
nicht gleichmäßige Industrialisierung des ganzen Landes. Fortschrittshemmend
warenzudemdieüberbordendeRegelungsfreudederBürokratie sowiederMangel
an Privatinitiative und eine allgemeine Kapitalismusfeindlichkeit nach demBör-
senkrach von 1873.35 Ende der 1880er-Jahrewar inÖsterreich-Ungarn allmählich
eineKonjunkturbelebung zuverzeichnen. Beginnendmit 1896 setzte ein lang an-
haltenderwirtschaftlicherAufschwungein.Diese „ZweiteGründerzeit“wurdevor
allemvondenEisen- undStahlunternehmengestützt, zugleich konnte aber auch
dieNahrungs- undGenussmittelbranche inderResidenzstadthoheZuwachsraten
verzeichnen. Neue Leitsektoren, wie etwa die Elektro-, die Fahrzeug- und die
Großchemieindustrie, expandierten.36
Parallel dazu erfolgte eine zunehmende Konzentrationsbewegung in einzelnen
Branchen.Sokames1881etwazurZusammenführungdersteirischenundderKärnt-
nerEisen-undStahlindustrie indieÖsterreichisch-AlpineMontangesellschaft. Ähnli-
che Bestrebungen gab es im Bereich der Bier-, Branntwein- und Zuckererzeugung
sowiederaufstrebendenChemie-,Fahrzeug-,Reifen-undElektrobranche.37Aufdiese
WeisekonntengroßeKapitalmengenakkumuliertwerden,die fürdenAusbaumoder-
nerProduktionseinheitenaufzubringenwaren,sowieKostenimBereichderOrganisa-
tion undFabrikation reduziertwerden. Große, oftmarktdominierendeUnternehmen
schlossen sich zu Kartellen zusammen, trafen Produktions- und Marktabsprachen,
umihreVormachtstellungzusichernundauszubauen.Getragenwurdediesewachs-
endeMachtkonzentrationvondenführendenBankinstituten,diesichgegenEndedes
19. Jahrhunderts intensiv an industriellen Unternehmungen beteiligten. Staatliche
Eingriffe über Schutzzölle oder Subventionen verdichteten das sich etablierende
35 Leidinger, Hannes/Moritz, Verena/Moser, Karin: 1896–1918. Das Ende der Habsburgermonar-
chie, Booklet zurDVD-Edition, Teil 1:Moser, Karin/Leidinger,Hannes/Moritz, Verena/Achenbach,
Michael: Die Österreich-Box. Ein Jahrhundert Zeitgeschichte in originalen Filmdokumenten
1896–1995,Wien2010,S. 19 f.
36 Sandgruber, Roman:Ökonomie undPolitik. ÖsterreichischeWirtschaftsgeschichte vomMittel-
alterbiszurGegenwart,Wien1995,S. 292.
37 Ebd.,S. 294.
OpenAccess.©2019KarinMoser,publiziert vonDeGruyter. DiesesWerk ist lizenziertunterder
CreativeCommonsAttribution4.0Lizenz.
https://doi.org/10.1515/9783110622300-002
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Titel
- Der österreichische Werbefilm
- Untertitel
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Autor
- Karin Moser
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Culture of memory, media history, advertising
- Kategorie
- Kunst und Kultur