Seite - 27 - in Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
Bild der Seite - 27 -
Text der Seite - 27 -
RIESENRAD.112 Von diesen frühesten Laufbildern der Residenzstadt Wien sind einige
„Szenen“ erhalten geblieben. LE RING113 präsentiert das rege Treiben nahe der Sirk-
Ecke.114 Die Kamera ist ebenerdig gegenüber der Oper mit Einblick in die Kärntner
Straßeplatziert. Die „Ansicht“ zeugt voneiner speziellenAttraktivität. Der schräg an-
geschnitteneBlickwinkel unterstreicht die StaffelungendesBildsdurchLaternenmas-
ten und seitlich hervorspringende Häuserblöcke, die Raumtiefe vermitteln. Die
UnterbrechungderSichtdurchdahineilendePassanten,FiakerundPferdestraßenbah-
nen, die im Vorder- und Hintergrund vorbeiziehen, wobei sich Kamera- und Hand-
lungsachse laufend verschieben, wirkt dynamisierend. Direkt auf das Objektiv
zusteuernde oder knapp passierende Personen und Fuhrwerke erzeugen ein Gefühl
der unmittelbarenAnwesenheit. Die Kamera ist stellvertretend für den Zuschauer di-
rekt imGeschehen, inbeobachtenderPosition.
ENTRÉE DU CINEMATOGRAPHE115 nimmt den Ort der ersten kinematographischen
Vorführungen inWien (Kärntner Straße 45/Ecke Krugerstraße) in Augenschein.116
Die Aufnahmen sind von der gegenüberliegenden Straßenseite des Vorführlokals
aufgenommen.Wiederumwurde eine leichte Querposition angenommen, um das
Eckgebäude mit dem seitlich montierten Hinweisschild „Photographe, Cinémato-
graphe“ fassen zu können. Die Besucher des Etablissements werden zu kaumbe-
stimmbaren Protagonisten in der Ferne – querende Kutschen verstellen laufend
denBlick. Dominant sinddie auf dieKamera zustrebendenFußgänger. Sie drehen
sich um, gehen nochmals vorbei, verweilen gebannt für Sekunden vor der techni-
schenNeuheitoderweichenplötzlichwiederzurück.WereinenBlick indieKamera
wagt,kannseinKonterfeibaldselbstaufderLeinwandbetrachten.
Die ersten Aufnahmen aus Wien117 entsprechen in der Konzeption durchaus
denLumière-BildernausanderenStädtenderWelt.118Obes sichbeiden jeweiligen
FilmenumLokalaufnahmenoderStädtebilderbzw.Reisebilderhandelte, entschied
112 Kieninger,Wanderkinos, S. 57–58. Schauer, Peter: ZurUr-undFrühgeschichtedesösterreichi-
schenFilms,Wien1964,S. 13und17.
113 LERING,F 1896,Produktion(P):SociétéLumière.
114 DieAutorinzitierthierKapitel 5 ihresArtikels:Moser,„FrühesKino“, Kapitel 5„Nummernpro-
gramme–Kleinode aus allerWelt, http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/nummernprogramme-
kleinode-aus-aller-welt, 30.11.2014.
115 ENTRÉEDUCINEMTAOGRAPHE,F 1896,P:SociétéLumière.
116 DieAutorinzitierthierKapitel2 ihresArtikels:Moser,„FrühesKino“,Kapitel2„DerersteKinema-
tograph inWien– einMediumerobert Österreich-Ungarn“, http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/
der-erste-kinematograph-wien-ein-medium-erobert-oesterreich-ungarn,30.11.2014.
117 Erhaltengeblieben ist zudemdieSzeneRETOURDESCOURSES,F1896,P:SociétéLumière.Eshan-
delt sichhierbeiumdas indenQuellenbetitelteFilmdokumentAUSFAHRTDERWIENERFIAKER.
118 Siehe dazu etwadieAusführungen in: Jung,Uli: Städtebilder undLokalaufnahmen, in: Jung,
Uli/Loiperdinger,Martin (Hg.):GeschichtedesdokumentarischenFilms inDeutschland,Bd. 1,Kai-
serreich1895–1918,Stuttgart 2005,S. 282–287.AucheindirekterVergleichmitdemBild [BUDAPEST],
F1896,P:SociétéLumière,unterstütztdieseFeststellung.
3.2 Die„ÄsthetikderAnsicht“ 27
zurück zum
Buch Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938"
Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Titel
- Der österreichische Werbefilm
- Untertitel
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Autor
- Karin Moser
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Culture of memory, media history, advertising
- Kategorie
- Kunst und Kultur