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Hinblick auf die Aufgabenstellung des KPQ konnten vorerst drei Firmen von der
neuen Auftragslage profitieren. Am 10. August 1914 wurden mit der „Sascha-
Filmfabrik“ (Sascha Kolowrat), der „Österreichisch-Ungarischen Kinoindustriege-
sellschaft“ (Josef Somlo) und der „Wiener Kunstfilm“ (Anton Kolm) Verträge hin-
sichtlichderAusstattungundBeschickungvonFilmtrupps,derProduktionunddes
Vertriebes propagandistisch motivierter Filme geschlossen. Bereits im Dezember
desselben Jahreswurden die Kontrakte aufgrund der zu hohen finanziellen Belas-
tung der Filmfirmen abgeändert und die materiellen Verpflichtungen der drei
Unternehmen erheblich gesenkt. Im August 1915 wurden die geltenden Überein-
kommen schließlich völlig aufgehoben und mit der Abteilung „Kriegsfilmpropa-
ganda“ eine eigene Zentralstelle begründet, die von der „Sascha-Filmfabrik“ und
der „Österreichisch-Ungarischen Kinoindustriegesellschaft“ Laufbilder erhielt. Spä-
terkonntenauchzweiBudapesterFirmenfürdieProduktiongewonnenwerden.Die
„WienerKunstfilmgesellschaft“warindessenohneweitereVerpflichtungenausdem
Vertragentlassenworden.DieLeitungderDienststellewurde imNovember 1915Sa-
scha Kolowrat übertragen, 1917 ging diese Funktion an den gleichfalls filmisch er-
fahrenenHauptmannHansOttoLöwenstein.242
Der Konkurrenzkampf innerhalb der Filmbranchewarweiterhin hart undblieb
auch demKPQ nicht verborgen. Bereits dieWahl der drei für die Kriegsfilmpropa-
ganda vorgesehenen Firmen hatte zahlreiche Beschwerden, mündliche Anklagen
undVerdächtigungen vonMitbewerbern zur Folge. DiversenOperateuren (Kamera-
männern)derKinoexpositurenwurdeetwaeinevormaligeBeschäftigungbei franzö-
sischen Tochterunternehmen zum Vorwurf gemacht und eine „unpatriotische“,
wennnicht sogar feindlicheHaltunggegenüberder k.k.Monarchieunterstellt,wäh-
rend gleichfalls qualifizierte „gute Österreicher“ nicht berücksichtigt worden
wären.243FürMissmutsorgtezudemdiesichmanifestierendeFührungsrolleder„Sa-
scha-Filmfabrik“. Das Unternehmen hatte vorausblickend umfassende Mengen an
Rohfilmbeschafft undwar allein inder Lage, Positivfilme in ausreichender Zahl zu
erzeugen. InderFolgeübergabenalle fürdieFilmstelle tätigenBetriebe ihreStreifen
zurweiterenVerarbeitungandie„Sascha-Filmfabrik“.LetztereversahalleLaufbilder
mit ihrem Firmenzeichen und erweckte damit den Eindruck, die Kriegsfilmpropa-
ganda inAlleinregie zubestreiten,wasProteste der anderenKinoexpositurbetreiber
nach sich zog. Dieswarmit ein Grund für die Entmachtung Sascha Kolowrats und
242 Mayer,OrganisationdesKriegspressequartiers, S. 84–85. KA,KM,Präsidium,Ktn. 1726, „Pro-
tokoll vom 21. Jänner 1915“, beigelegt: Ggstd.: Verwertung von österr.-ung. Kriegsfilms, Präs.Nr.:
1425, 1915. KA, AOK, KPQ, Ktn. 60. Filmstelle 1917, „Einleitungsreferat des Kommandanten des
Kriegspressequartiers zuderam9. Juli 1917 stattfindendenkommissionellenBesprechung inAnge-
legenheitenderKriegsfilmpropaganda“,Nr.6850/17.
243 KA, KM, Präsidium, Ktn. 1590, „Aufstellung von Kinoexposituren“, „Schreiben Redakteur
BergmannanKriegsministerium“,Präs.Nr.: 12361, 1914.
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Titel
- Der österreichische Werbefilm
- Untertitel
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Autor
- Karin Moser
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Culture of memory, media history, advertising
- Kategorie
- Kunst und Kultur