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Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
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AbdemJahr 1916 lassensichneuerlichexpliziteKriegsanleihewerbefilmenach- weisen.FürdieBewerbungder fünftenWertpapier-AktionwurdemitDERNÖRGLER273 ein vielgelobter und aufwendiger Film verwirklicht. Protagonist der Handlung ist BalduinRaunzer, ein „typischer“WienerHausherr. Dem ledigenunduntauglichen „Grantler“ fehltes trotzdesKriegsannichts.Unddochisterunzufrieden,zerstritten mit jedermann.Erklagtüber fleischloseTageundäußert sichabfälligüber jegliche militärischeErfolgsmeldung.ZurEinsichtkommter imZugeeinesnachmittäglichen Schlafs. Im Traum suchen ihn ein Soldat und ein Handwerker heim, die ihm die „Titanenarbeit“anderKriegs- undHeimatfront vorAugen führen.Groß inszenierte Schlachtenaufnahmen werden ebenso dargeboten wie „Szenen aus Österreichs Geschütz-,Munitions-undAeroplanfabriken“ (u.a.BilderausdenŠkoda-Werken in Pilsen),UnterseebooteinsätzeundWohlfahrtseinrichtungen.Die„ArbeitderFrauen imHinterland,die imSchweiße ihresAngesichtsdas tun,was früherMänner getan haben“, wird gleichfalls berücksichtigt. Der Traum kommt einer Katharsis gleich. Der geläuterte Nörgler avanciert zu „einem Helden der Heimatfront“, der seiner „vaterländischenPflicht“nachkommt:ErzeichnetKriegsanleihen.274 DiePressekommentiertedenFilmmit euphorischemÜberschwang:Über lange Streckenwäremansichgarnichtbewusst,dassessichhierum„Agitation“handle. DieProduktionseials„Schlagerfilm“zubewerten,denkeinKinobesitzer in seinem Programmmissen dürfe. Letztlich beweise DER NÖRGLER, von welch großemWert die filmische Propaganda sei. Gerade in denTagendesWeltkriegs habe besonders „dasKinogroßeundschöneAufgabenzuerfüllen“.275 Die Verleihfirma „Philipp&Pressburger“nutzte die Filmankündigungenund -besprechungen dazu, die eigene „patriotische Gesinnung“ nachhaltig zu unter- streichen und letztlich Eigenwerbung zu betreiben. Die unentgeltliche Abgabe des StreifensDERNÖRGLER andie österreichischenKinobesitzer in den ersten fünf bis sechs Wochen wurde hierbei wiederholt betont und verlautbart, dass das 273 DER NÖRGLER, A 1916, P: Österreichisch-Ungarische Sascha-Messter Filmfabrik Ges.m.b.H., Länge(L):900–1500Meter,3–4Akte,R:FritzFreisler,Kamera (K):LudwigSchaschek,D:FritzFrei- sler.Vgl.:Thaller,Filmografie,S. 277. 274 Österreichischer Komet, „Vorführung der Firma Philipp& Pressburger“, Nr. 342, 2. Dezember 1916, S. 10–11.Die Filmwoche, „Ein patriotischer Propagandafilm“, Nr. 188, 2. Dezember 1916, S. 6 f.Paimann’sFilmlisten,„DERNÖRGLER“,Nr.48, 24.–30.November 1916,o.S.KA,AOK,KPQ,Ktn.62, Filmstelle 1917,„SchreibenHauptmannLöwensteinandasKommandodesk.u.k.Kriegspressequar- tiers“, Nr. 10533, 21. September 1917. Im Jahr 1918produziert die deutsche „Neutral-Film“mitREN- TIER einen imAufbauähnlichenFilm.Auchhierwird einVertreter des gutbürgerlichenMilieus im Traum bekehrt; zwei Flieger entführen ihn an die Front. Kulicke zeichnet schließlich deutsche Kriegsanleihen. Siehe: Jung,Uli/Mühl-Benninghaus,Wolfgang: ÄsthetischerWandel. Dokumenta- rische Propagandafilme, in: Jung, Uli/Loiperdinger, Martin (Hg.): Geschichte des dokumentar- ischenFilms inDeutschland,Bd. 1,Kaiserreich1895–1918,Stuttgart 2005,S.439–440. 275 KinematographischeRundschau,„EinpatriotischesWerk imFilm“,Nr.455, 1916,S. 12–13.Kine- matographischeRundschau,„DERNÖRGLER“,Nr.456, 1916,S. 55. 5.2 „DieErfüllungeinerpatriotischenPflicht“ 61
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Der österreichische Werbefilm Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
Titel
Der österreichische Werbefilm
Untertitel
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
Autor
Karin Moser
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-062230-0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
316
Schlagwörter
Culture of memory, media history, advertising
Kategorie
Kunst und Kultur
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