Seite - 68 - in Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
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denHeimatschutzundHeimatliebe,VaterlandssinnundVaterlandsverteidigung
ewige und sittlicheWerke und angeborene Pflichten eines deutschen Kultur-
menschen sind!Und so tragenwir einem allseitigenWunsche Rechnung und
gebenEuchdieNamenderProfessoren jüdischerVolkszugehörigkeit oder jü-
discherAbstammungbekannt.Ihrwißt,wasIhranläßlichderEinschreibungzu
tun habt! Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät: Adler E., Adler M.
(Marxist), Braßloff, Ehrenzweig, Gal Alex., Goldmann, Henrich, Herrnritt,
Hupka,Kaufmann,Kelsen(Marxist),Klang,Kornfeld,Kunz,Lehnhoff,Menzel,
Mises, Petschek, Pisko, Pollak Rud., PribramKarl, Rappaport, Redlich Josef,
Schilder, Schiff, Schlesinger,2Schreier, Sieghart, Strisower. […]Fast40Prozent
der Lehrkanzeln an den höchsten deutschenKulturstättenwurden durch den
Geist des fluchbeladenenLiberalismus von einemrassen- undwesensfremden
Volke erobert, das kaum10Prozent des bodenständigen deutschenVolkes er-
reicht!InletzterStundesollendiedeutschengeistigenVerwaltungsstellendurch
denGeist derAbwehr undVerteidigungdemdeutschenVolkstume zurückge-
wonnen werden! Wir wissen uns eins mit der deutschen Professorenschaft,
derenakademischesOberhauptHofratProfessorKarlDiener einstmit folgen-
denWorten an Pflicht und Gewissen aller Verantwortlichen appellierte: ›Der
AbbauderOstjudenmußheute imProgrammjedesRektorsundSenates einer
Deutschen Hochschule einen hervorragenden Platz einnehmen. Der fort-
schreitenden Levantinisierung muß wenigstens an den Hochschulen Einhalt
gebotenwerden.Hiermüssen die Rektoren und Senate aller österreichischen
Hochschulen eingreifen und dieser Veröstlichung des besten Gutes unseres
Volkes einen Riegel vorschieben, damit unsere deutschen hohen Schulen das
bleiben,was sieunsbisherwaren:EinHortdeutschenGeistes, deutscherWis-
senschaft unddeutschenWesens.‹ DeutscheAkademiker!Wahret das geistige
ErbeEurerdeutschenVorfahrendurchdieTat!«3
Die»völkischeStudentenschaft«selbstblieszumKampf:Sofindensichinder
DÖTZstetsArtikel, die sichgegendie jüdischenProfessorenbzw.Professoren
jüdischer Herkunft der Universität Wien richten: Am 17.Oktober 1926 be-
richtete die DÖTZ über die Entfernung von »anthropologische[n]« Bildern
»überArier und Juden« imAnschlagkastenderUniversität.Durchdiese sowie
durch Flugblätter wollte die Deutsche Studentenschaft »den Beweis […] er-
bringen,daßdiejüdisch-marxistischenStudentennichtdurchAbstammungmit
der Arbeiterschaft verbunden sind«, was laut DÖTZ in einem sozialistischen
Flugblatt behauptetwurde. Soheißt esweiter: »Wiewir vonverläßlicher Seite
erfahren,warenesdiejüdischenProfessorenSchiffundKelsen,dieesdurcheine
2 Unklarwerdamitgemeint ist,daderPrivatdozent fürZivilrechtWilhelmSchlesingerbereits
imJahrdavor tödlichverunglücktwar.
3 DeutschesTagblatt.OstdeutscheRundschauvom13.10. 1929.
Exkurs:AkademischerAntisemitismus68
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Titel
- Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Autoren
- Thomas Olechowski
- Tamara Ehs
- Kamila Staudigl-Ciechowicz
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-985-7
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 838
- Kategorie
- Recht und Politik