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Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
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hendeLagerhoseundeinegraugrüneWindjacke[…]DerKommandantwarein kernigerTiroler,dersonstinSeefeldstationiertwar[…]Ihmunterstandenzehn Kadettkorporale […] Diesen Kadetten war unsere vormilitärische Einzelaus- bildung und die Leitung der Appelle und Rapporte überantwortet […] Die weitaus bemerkenswerteste Gestalt dieses Lagers war der sogenannte Bil- dungsführer[…]MachteunsderHauptmanneinwenigzuSoldaten,sodankten wirihm,demoffensichtlichBeauftragtendesMinisteriumsundweltanschaulich Geeichten, eine Zeit ehrlicher Auseinandersetzung, die jeden Fanatismus von vornherein als unwürdig ausschiedundbei der nebendemBegriffÖsterreich auchderBegriffDeutschlandkeineswegszukurzkam.WirVerpflichtetewaren meist nationale Studenten, sogar dieCVerwaren, abgesehenvomstaatspoliti- schen Aspekt, deutschnational gesinnt. Daneben gab es aber auch Liberale, JudenundAngehörigedernationalenMinderheiten […]Sosprangenwir, von der ›Tagcharge‹ geweckt, umfünfUhr vomhartenLager auf, erledigten in tau- nassenWiesenunterderFührungvonSportstudentenunsereMorgenübungen, duschten uns ab, nahmen das bescheidene Frühstück ein und exerzierten so- dann imGruppen- undZugsverband […]Nachmittags exerziertenwir weiter odermarschiertenzumBadeplatzamSee.Dreimal inderWochenahmunsder BildungsführerunterseineFittiche.EsgingumstudentischeThemen,umunser VerhältniszurVolksgemeinschaft,zumStaat,zumBauern-undSoldatentum.«82 Dass bei den Hochschullagern das Gemeinschaftserlebnis und nicht die vormilitärischeAusbildung imVordergrund stand, lässt sich auch anderTat- sacheablesen,dassdiesenachEinführungderallgemeinenWehrpflichtimJahre 1936nichtwieder abgeschafft wurden. Zwar hatte dasBundesministerium für Landesverteidigung 1937 eineNovelle desHochschulerziehungsgesetzes ange- regt, um jeneStudierenden,die bereits Präsenzdienst geleistet hatten, vonden Hochschullagern zu befreien, doch diesem Antrag folgte das Unterrichts- ministeriumnicht. Die Arbeiter-Zeitung kommentierte aus dem Brünner Exil das Hochschu- lerziehungsgesetzals»NachahmungderUniversitätsgesetzgebungHitlers«und sah inderobligatorischenEinführungmilitärischerAusbildungeinenweiteren »SchrittaufdemWegderVerwandlungderHochschuleninKadettenschulen«.83 DieRoteRundschau rief zumKampfaufundschrieb: »KampfderHochschul- reform! […]DasGesetzdientder faschistischenBeeinflussungderStudenten- schaftundeinerMilitarisierungimSinndesvaterländischenFaschismus«;über die Hochschullager: »Der Gedanke der Studenten-Arbeitslager mit militäri- schemDrill und ideologischer Beeinflussung ist nicht auf demMist unserer Regierung gewachsen. Er ist direkt aus demDrittenReich übernommen […] 82 Hampel,Wanderschaft 28. 83 MilitarisierungderHochschulen, in:Arbeiter-Zeitungvom7.7. 1935. DasHochschulerziehungsgesetz1935 127
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Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Titel
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
Autoren
Thomas Olechowski
Tamara Ehs
Kamila Staudigl-Ciechowicz
Verlag
V&R unipress GmbH
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-89971-985-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
838
Kategorie
Recht und Politik
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