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1. Einleitung – eine unbekannte Stadtansicht von Wien von
der Hand eines unbekannten Kartographen
Bereits im Evangelium findet sich die Vertrauen erweckende, schöne Redewendung:
„Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird
euch geöffnet“2. Deren zweiter Teil ist für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von
ganz besonderer Bedeutung, leitet sich von ihm doch die hohe Gewissheit ab, dass Suchen
auch durch Finden belohnt wird. In der Realität des Forschens ergeben sich Funde für
Vertreterinnen und Vertreter der historischen Wissenschaften freilich entweder auf dem
Wege beharrlicher Suche, oder aber – und das ist gar nicht so selten – sie erfolgen gleich-
sam beiläufig, als Nebenfrucht der steten Auseinandersetzung mit neuen Forschungen auf
vertrautem Gebiet. Derartiges ist schon vielen begegnet3, kommt immer wieder vor und
trifft auch auf den vorliegenden Fall zu.
Zu den ganz besonderen Projekten auf dem Gebiet der Wiener Stadtgeschichte und
Topographie zählt in den letzten Jahren ohne Zweifel die Umsetzung des Hofburgprojek-
tes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das bereits zu mehreren höchst
eindrucksvollen Publikationen geführt hat. Sämtliche der bislang vorliegenden Bände4 –
und das wird wohl in Hinkunft ebenso sein – zeichnen sich nicht nur durch ein geradezu
vorbildhaftes Zusammenwirken verschiedener Disziplinen, somit durch Interdisziplina-
rität auf hohem Niveau, aus, sie erschließen auch immer wieder bislang kaum beach-
tetes Bildmaterial und fĂĽgen mit den gebotenen digitalen Rekonstruktionen wertvolle
Hilfestellungen fĂĽr unsere Vorstellung von vergangenen, in dieser Form eben nicht mehr
existierenden Gegebenheiten und baulichen Zuständen hinzu. In dem 2014 im Druck
vorgelegten Band ĂĽber die Hofburg in der FrĂĽhen Neuzeit5 findet sich die Reproduktion
einer von der Wiener Forschung bislang ĂĽberhaupt noch nie registrierten Vogelschau der
Stadt Wien aus dem Jahre 1703 in Form einer kolorierten Federzeichnung, die in der
Königlichen Bibliothek in Brüssel überliefert ist. Sie trägt einen für derartige Darstel-
lungen der FrĂĽhen Neuzeit charakteristischen, ausfĂĽhrlichen Titel in lateinischer (linke
2 Lukas 11, 9‒13.
3 Vgl. dazu etwa auf anderem Gebiet Opll, Die „Gestapo-Kartei“; auf dem Felde der Überlieferung bild-
licher Zeugnisse Opll–Scheutz, Der Schlierbach-Plan.
4 In chronologischer Reihenfolge sind bislang erschienen: Die Wiener Hofburg 1835‒1918; Die Wiener
Hofburg 1521‒1705; Die Wiener Hofburg im Mittelalter; Die Wiener Hofburg 1705‒1835.
5 Hofburg 1521‒1705 70f. (Abb. III.20), siehe dazu Faltblatt 1/Vorderseite. In der älteren Literatur bietet
Dreger, Baugeschichte 131 (Abb. 130), einen Ausschnitt aus diesem Bildwerk, und von ihm wurde auch im
Hofburgprojekt die falsche Auflösung des Namens des Autors mit Andermath übernommen. – Bemerkenswert
ist in jedem Fall, dass die Autoren des vorliegenden Bandes nach ihrer 2014 erschienenen Studie ĂĽber den
Schlierbach-Plan von Wien damit bereits zum zweiten Mal von den Arbeiten des Hofburgprojektes der Ă–ster-
reichischen Akademie der Wissenschaften profitieren dĂĽrfen.
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen