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3. Das mindermächtige reformierte Fürstentum Anhalt und
der katholische Kaiserhof: Skizze einer Problemlage um 1699
Das Fürstentum Anhalt42 hatte sich seit dem 13. Jahrhundert aus Erbteilungen der
Askanier entwickelt, vor allem Teilungen prägten über die Jahrhunderte hinweg dieses
Herrschaftsgebiet nachhaltig. Ab dem „Brüderlichen Erbtheilungs-Vertrag“43 der fünf
Söhne des Fürsten Joachim Ernst (1536–1586)44 von 1603 war Anhalt in privatrechtli-
cher Art in vier Teile gegliedert, da der fünfte Bruder zunächst auf seinen Anteil Verzicht
leistete45. Johann Georg I. (1567–1618)46 begründete die Dessauische, der militärisch
versierte Christian (1568–1630)47 die Bernburgische, August (1575–1653)48 die Plötz-
kauische, Rudolf (1576–1621)49 die Zerbster und Ludwig (1579–1650)50 die jüngere
Köthener Linie des Anhaltischen Hauses. Die ständigen Teilungen des Landes prägten
die Landesgeschichte weiterhin: Anhalt-Dessau bestand bis 1918, Anhalt-Bernburg bis
1863, Anhalt-Köthen bis 1665, Anhalt-Zerbst bis 1793 und Anhalt-Plötzkau (seit 1665
Köthen-Plötzkau) bis 1847. Die Söhne Joachim Ernsts einigten sich aber 1635 auf einen
Senioratsrezess, der eine einheitliche Außenpolitik der Linien garantierte. Zudem hatte
sich der Senior um die Belange des Gesamthauses zu kümmern, eine Verständigung unter
den Anhalter Einzelfürsten herzustellen, für das gesamte Geschlecht das Reichslehen zu
empfangen und die Kreis-, Reichs- und Deputationstage zu beschicken. Als Ausgleich
für seine Aufwendungen erhielt der Senior die Einnahme der Senioratsgüter (Gernrode,
Großalsleben und Großmühlingen) bzw. später eine Geldumlage der anderen Anhalter
Fürsten51. Die anhaltischen Territorien lassen sich damit als „Minderstaaten“ interpretie-
ren, wo beispielsweise die Fürsten Schulen und Kirchen selbst überwachten, doch soll-
ten sich die Räte der verschiedenen Teilterritorien wenigstens einmal pro Jahr treffen,
um anstehende Probleme gemeinsam zu lösen52. Zudem wurde in den einzelnen Linien
das Erstgeburtsrecht eingeführt. Der Senioratsrezess legte die Führung des Ältesten des
Hauses in Gesamtangelegenheiten fest, er war aber in wichtigen Fragen an den Mehr-
42 Vgl. dazu Wäschke, Geschichte Anhalts 3; aus der neueren Literatur sei verwiesen auf Die Fürsten
von Anhalt.
43 Freitag, Die Fürsten von Anhalt 20.
44 Otto von Heinemann, Art. Joachim Ernst. ADB 14 (1881) 69–71.
45 Vgl. dazu Freitag, Die Fürsten von Anhalt 20f.; Hecht, Anhalt und die Dynastie 96f.
46 Ferdinand Siebigk, Art. Johann Georg I., Fürst von Anhalt-Dessau. ADB 14 (1881) 114–116.
47 Otto von Heinemann, Art.Christian I., Fürst von Anhalt. ADB 4 (1876) 145–150.
48 Ferdinand Siebigk, Art. August, Fürst zu Anhalt. ADB 1 (1875) 658f.
49 Franz Kindscher, Art. Rudolf, Fürst von Anhalt-Zerbst. ADB 29 (1889) 519–523.
50 Ferdinand Siebigk, Art. Ludwig, Fürst von Anhalt-Cöthen. ADB 19 (1884) 476–483.
51 Hecht, Anhalt und die Dynastie 104.
52 Schmidt, Die Fürsten von Anhalt 177.
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen