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4. Das sachsen-lauenburgische Erbe als Problem einer
eigenständigen anhaltischen Politik im Heiligen Römischen
Reich: Reichspatriotismus und die Nähe zu Brandenburg
Eines der im Nordwesten der askanischen Stammlande gelegenen, gleichfalls unter
der Herrschaft von Vertretern dieser Dynastie stehenden Länder war das Herzogtum
Sachsen-Lauenburg am Unterlauf der Elbe65. Es war 1296 infolge der Teilung des Herzog-
tums Sachsen in die HerzogtĂĽmer Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg entstan-
den. Seit 1666 stand Sachsen-Lauenburg unter der Herrschaft des katholischen Herzogs
Julius Franz (1641–1689)66, der – wie so viele andere Vertreter mindermächtiger Reichs-
stände – ein hohe militärische Position innehatte, 1664 bei Mogersdorf/St. Gotthardt
mitkämpfte67 und 1683 als Generalfeldmarschall auch an der Entsatzschlacht von Wien
teilnahm. Sechs Jahre später, am 30. September 1689, verstarb er in Böhmen an einem
Schlaganfall68. Damit war die Linie Sachsen-Lauenburg im männlichen Stamm ausgestor-
ben, und gesamteuropäische Begehrlichkeiten um seine Nachfolge setzten ein. Insgesamt
bewarben sich sechs Prätendenten um die Nachfolge. Vor allem Kursachsen konnte sich
gestĂĽtzt auf den Erbvertrag mit den lauenburgischen Askaniern von 1507, der sowohl
vom Kaiser 1660 und 1687 als auch von Julius Franz selbst 1671 bestätigt worden war69,
gute Hoffnung auf die Nachfolge machen. Neben Anhalt-Dessau rechneten sich auch die
Welfen (vor allem Georg Wilhelm von Celle, Ernst August von Hannover70 und Rudolf
August von WolfenbĂĽttel) gute Chancen auf eine Sukzession aus, weil Lauenburg ein Le-
hen von Heinrich dem Löwen gewesen sei71. Als vierter Anwärter galt Mecklenburg, das
einen Erbvertrag von 1518 besaß, aber auch die Oldenburger aus Dänemark, Schleswig
und Holstein gehörten zu den Konkurrenten um das Erbe. An letzter, aber nicht unwich-
tigster Stelle folgten dann die Schweden, die sich als Rechtsnachfolger des Bremer Erzbi-
schofs berechtigt zur Nachfolge im Land Hadeln, einem Gebiet an der niedersächsischen
Elbe zwischen den MĂĽndungen der Elbe und der Weser, fĂĽhlten72.
65 Köbler, Historisches Lexikon 550f.
66 Otto von Heinemann, Art. Julius Franz. ADB 14 (1881) 670.
67 Ueberhorst, Erbfolgestreit 19.
68 Otto von Heinemann, Art. Julius Franz. ADB 14 (1881) 670.
69 Ueberhorst, Erbfolgestreit 22f.; als Ăśbersicht Junge, Leibniz und der Sachsen-Lauenburgische Erb-
folgestreit 7–33.
70 Auch Gottfried Wilhelm Leibniz legte 1685 fĂĽr Hannover Gutachten, Junge, Leibniz und der Sach-
sen-Lauenburgische Erbfolgestreit 12f.
71 Ueberhorst, Erbfolgestreit 29–65.
72 Ebd. 116–119.
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen