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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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24 Das sachsen-lauenburgische Erbe als Problem das dringend Geld für die polnische Thronfolge benötigte, unter Zahlung beträchtlicher Summen Goldes auf einen kursächsischen Erbverzicht einigen. Der alle Möglichkeiten ausschöpfende Johann Georg II. und sein Nachfolger Leo- pold I. vertrauten aber – auch gegen kurbrandenburgischen Rat – auf das Reichsrecht und glaubten, die lauenburgische Erbfolge auch durch ihre guten Beziehungen zum Kai- serhof beim Reichshofrat und beim Beratergremium des Kaisers rechtlich durchsetzen zu können. Zudem war Johann Georg II. davon überzeugt, dass sich Kurbrandenburg, Dänemark und auch Kursachsen realpolitisch nicht mit einer welfischen Besetzung von Sachsen-Lauenburg abfinden würden. Kurbrandenburg und Anhalt verständigten sich angesichts des Pfälzischen Erbfolgekrieges bald darauf, dass eine militärische Intervention Kurbrandenburgs zugunsten Anhalts keine Aussicht auf Erfolg hätte. Johann Georg II. entschied sich daher für das Ergreifen von rechtlichen Mitteln und strebte einen kaiserli- chen Schiedsspruch an. Dafür wurde der kostenintensive und langwierige Weg der Diplomatie mit ungewis- sem Ausgang beschritten. Der Wiener Hof seinerseits vermied eine weitere Eskalation der Lage im nördlichen Teil des Heiligen Römischen Reiches und vertraute darauf, dass Johann Georg II. seine Interessen in der lauenburgischen Frage angesichts der Konflikt- lage im Reich vorerst zurückstellen würde, um den Ausgang des Krieges gegen Frankreich nicht zu gefährden. Ab den 1690er Jahren zeichnete sich aber immer deutlicher ab, dass es keine Unterstützung der anhaltischen Anliegen durch die großen Reichsstände gab. Desillusioniert vermerkte schon im Oktober 1689 der zwischen Kaiserhof und Kurbran- denburg zerriebene Johann Georg II.: „[…] und hatt es leider wohl keine Familie mehr und öfter alß die meinige erfahren, daß […] es gar nicht gnug sey, eine gerechte Sache zu haben, und daß mann öffter […] macht für Recht gehen laßen müße(n)“85. Der Kaiser zeigte aus reichspolitischem Kalkül heraus keine Bereitschaft zur Unterstützung Anhalts gegen Braunschweig-Lüneburg-Celle, das sich bei der militärischen Besitzergreifung von Lauenburg durchsetzte, und Brandenburg scheute umgekehrt ebenfalls ein tatsächliches Engagement, das mit Konflikten verbunden gewesen wäre. Der kursächsische Verzicht von August dem Starken 1697 auf das lauenburgische Erbe und auch der Friedensschluss von Rijswijk im selben Jahr eröffneten neue Optionen, welche die Position des Hauses Braunschweig-Lüneburg im Erbfolgestreit stärkten. Erneut beeinflussten internationale Entwicklungen die lauenburgische Erbfolgefrage: Sowohl der Nordische Krieg (1700– 1721) als auch der Spanische Erbfolgekrieg (1701–1714) ließen die Erbfrage am Kai- serhof in den Hintergrund rücken, aber das Problem selbst blieb noch lange ungelöst, was nicht bedeutete, dass die involvierten Parteien – vor allem die anhaltischen und die welfischen Regenten – nicht unterschiedliche Schritte zu setzen suchten, um sich durch- zusetzen86. Als Fazit einer unübersichtlichen und hochkomplexen Problemlage, die zwischen Reichsrecht, internationalen Fragestellungen und den Klientel- und Patronagesystemen des Heiligen Römischen Reiches eingespannt war, bleibt zu vermerken: Herzog Georg Wilhelm von Lüneburg-Celle (1624–1705) erhielt 1689 de facto das sachsen-lauenbur- gische Erbe. Schließlich wurde 1716 Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, seit 1714 Georg I. von England, offiziell mit dem Land belehnt, und damit war ein langer Erbfol- gestreit abgeschlossen. Die weitere Geschichte dieses Herzogtums erscheint bewegt in po- 85 Zitiert nach Rohrschneider, Möglichkeiten und Grenzen 195. 86 Junge, Leibniz und der Sachsen-Lauenburgische Erbfolgestreit 145–157.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
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