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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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34 Der diplomatische Alltag Spezialist, was die beobachtete fremde Hofkultur und deren Konsumverhalten betraf133. Nicht nur Luxusgüter, teure Stoffe, Perücken, Stickereien, Hüte, Handschuhe, Stöcke und andere Accessoires, sondern auch Kosmetik- und Pflegeartikel (darunter Kämme), Kunstgegenstände, Objekte des Goldschmiedekunsthandwerkes, Equipagen, Möbel, Jagd- und Zierwaffen, Etuis, Musiknoten und -instrumente oder neue Lebensmittel und Rezepte wurden von den Diplomaten in ihrer Korrespondenz behandelt oder auch gleich materiell übermittelt. Nicht nur neue Materialien, sondern auch Farben und Farbkom- positionen von Kleidern oder Schnitte von neuen Gewändern übersandten Diplomaten an die Heimathöfe oder kauften gar Künstler zur Prestigesteigerung für den eigenen Hof ein. Der 1660 aus Weimar nach Wien ausgeschickte Gesandte Hofrat Rudolph Wilhelm Krauß musste beispielsweise in Wien nach seiner Nebeninstruktion in Erfahrung bringen, ob der Kaiser „starcke Falcknereyen“134 unterhalte, ob nicht ein junger österreichischer Koch sowie ein lediger Steinschneider (besonders Jaspis- und Kristall-) für Weimar zu verpflichten wären. Formen der fürstlichen Repräsentation an fremden Höfen hatten von den Diplomaten als kulturellen Vermittlern intensiv studiert zu werden135. Selbst „Duo- dezhöfe“ wollten nicht hinter eine mit Wien verbundene höfische Leitkultur zurückfal- len. „Hat er [der Gesandte] sich zu erkundigen, was vor kunstreiche mahler, trechsler und andere künstler, sowohl bey der römisch keyserlichen majestät als dem ertzherzog sich anitzo befinden, derselben nahmen aufzuzeichnen, und worzu ihre keyserliche majestät sonderbare beliebung.“136 Auch die Mode des Wiener Hofes war für die kleineren deut- schen Fürstenhöfe von großem Interesse. „Was vor trachten am keyserlichen hofe üblich, ob sie meist spanisch oder frantzösisch, und allenfalß einen abriß der vornembsten trach- ten machen zu laßen, sonderlich der spanischen und frantzösischen ambassadeurs.“137 Die Konkurrenz zwischen den Höfen drückte sich aber auch in der Baukultur aus. Die Gesandten mussten die Bauwerke der Residenz selbst und der Residenzstadt intensiv in Augenschein nehmen, welche Rückschlüsse auf die am Kaiserhof arbeitenden ausländi- schen Künstler und auf die damit verbundenen Kosten zuließen. „Zu Wien hat er zu besehen, was an der keyserlichen burg bishero gebauet, ingleichen die keyserliche sowohl des ertzherzogs schatz- und kunstcammern, die stadt, vestung und wie anitzo die keyser- liche besatzung, den berümbten hohen thurm, die kirchen, brücken, undt sonderlich das hängewerck daran, neuen keyserlichen lustgarten, den thiergarten, sowohl Ebersdorf und andere keyserliche lust- und jagthäußer, auch was sonst notabel sein mag“138. Diplomaten der Frühen Neuzeit mussten auf verschiedenen Wegen zu Informationen und zu Beziehungsnetzwerken kommen. „Notwendige“ und „willkürliche“ Geschenke sollten Informationen gegen Gaben im Sinne eines Gabentausches lukrieren, wobei die höfische Ökonomie generell stark auf diesen Transferleistungen aufbaute. Je höher die Inhaber von Hofämtern stiegen, umso größer erwies sich die Notwendigkeit, die hohen Aufwendungen für das Amt aus dem Eigenvermögen vorzufinanzieren. Die gesamte Hof- ökonomie basierte auf Tauschrelationen: Der Fürstendiener erhielt eine angemessene Ent- lohnung durch den Fürsten, musste aber dafür eine oft jahrelange Vorleistung auf eigene 133 Thépaut-Cabasset, Diplomatische Agenten 160–162. 134 Keller–Scheutz–Tersch, Einmal Weimar 156. 135 Am Beispiel des schwedischen Gesandten in Paris Pozsgai, Die Gesandten am französischen Hof. 136 Keller–Scheutz–Tersch, Einmal Weimar 156. 137 Ebd. 138 Ebd.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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