Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Seite - 42 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 42 - in Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700

Bild der Seite - 42 -

Bild der Seite - 42 - in Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700

Text der Seite - 42 -

42 Antichambrieren, Netzwerken und das Verfassen von Relationen rern daselbst aufwartenden negotianten mich sehen laßen, also habe ich auch noch gestriges Freytags nicht manquiret, alda zur hand zu seyn, auff allen fall zu vernehmen, ob etwas in diser sache heraus gekommmen. Ich fand aber das mahl noch alles in schlaffender ruhe und in den gemächern und zimmern eine unauffgraumbte desordre, weil man die vorhergegangene nacht mit der fastnachts kurzweil und masquirten balli sich daselbst divertirt gehabt. Ich reterirte mich also von dannen, kam dannoch gegen 11 uhr vormittags wieder, fand seiner excellenz audienz zimmer noch nicht eröffnet171. Die Gesandten hatten den Auftrag, auf die Eingaben der Gegenseite rasch zu reagieren, aber auch durch persönlichen Kontakt immer wieder auf den Fortgang des Verfahrens zu drängen – keine leichte Aufgabe, wie Andermüller feststellen musste. Die vielfältige und überhäuffte affaires, womit der herr reichsvicecantzlers excellenz beladen sind, haben verursachet, daß fast niemand seit der wie- derzurückkunfft [nach Ostern 1703] bey deroselben vorgekommen, zumahlen da dieselben meistentheils in der frühe ausgefahren, umb den vorsayenden conferenzen und consultationen beyzuwohnen, und des nachmittags laßen sie sich ohne dem nicht oder doch gar selten spre- chen. Ich habe demnach mich an dern herrn secretair Hayeck gemachet, wiewohl denselben auch kaum auff einige momente bey zukommen gewesen172. Besonders eng versuchte Andermüller das Verhältnis zu dem aus seiner Sicht zaudern- den und zunehmend kränker werdenden Andler zu gestalten, den er mit seinen Anliegen regelrecht belagerte. Ich habe nun seit meines vorigen unterthänigsten [Berichtes] auch die übrigen reichshoffräthe, und unter andern fürnehmlich den herrn von Andler, zu sprechen mir angelegen seyn laßen, dieser nun entschuldigte sich, daß, weil er ein 14 tage hero den sauer- brunn zu hause gebrauchet, den rath nicht frequentiret und also nicht beobachten können, was etwa in deßen in causa saxo-lauenburgica vorgekommen seyn möchte173. Andermüller scheint nur selten bei Hof direkt erschienen zu sein. Als der Kaiserhof mit Gotthard Helfried Graf von Welz (1654–1724) einen Gesandten nach Stockholm (1700–1702) entsandte, ver- suchten die Anhalter Fürsten mit Erfolg auf dessen Instruktion Einfluss zu nehmen, weil Schweden im sachsen-lauenburgischen Erbstreit Parteienstellung besaß. Andermüller traf Welz direkt am Wiener Hof: Er hat mir noch verwichener tagen, alß ich ihn zu hofe rencon- triret, sehr höffliche und geneigteste mine gemachet174. Die Agenten und Residenten der verschiedenen Reichsstände versuchten neben der häufigen Intervention beim Reichshofrat und der Reichskanzlei immer wieder auch „Ge- schäftsessen“ zu veranstalten, zu denen Reichshofräte geladen waren, um dort im be- stimmtem Sinne „eingekocht“ zu werden. Mit einigen herrn reichshoffräthen – darunter Johann Wilhelm von Wurmbrand-Stuppach, Johann Hermann von Maystetter († um 1703), Michael Achatius von Kirchner († 1734) – habe ich dieser tagen mich zu besprechen guthe gelegenheith gehabt, in dem sichs gefüegt, daß sie des einen tages beym herrn Persio im garten und des folgenden beym marggräflichen anspachischen envoyé dem von Metzsch [Reichs- hofrat Johann Adolf von Metsch, † 1740] nebst mir zur mittagsmahlzeit gewesen175. Diese 171 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 10b, 205. Relation vom 28. Februar 1703. Ähnlich ebd., 208. Relation, 21. März 1703: Wann ich der suite meiner abermahligen wöchentlichen verrichtung alhier nach weise meiner vorigen neülichsten unterthänigsten berichte ferners inhaeriren sollte, würde ich die bisherige diaria von dem täglichen aufwarten und ansprechen bey des herrn reichsvicecanzler excellenz, ohne dabey etwas schließliches in dem beytrags negotio referiren zu können, zu schlechter consolation euer hochfürstlichen durchleuchtigkeiten bloß vergrößern. 172 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 10b, 214. Relation vom 3. Mai 1703. 173 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 9, 125. Relation vom 10. August 1701. 174 LASA, Z 87, XXI, Nr. 8, 44. Relation, 9. Jänner 1700. 175 LASA, Z 87, XXI, Nr. 7, 11. Relation vom 23. Mai 1699.
zurück zum  Buch Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700"
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700