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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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48 Antichambrieren, Netzwerken und das Verfassen von Relationen 7.3 Andermüller als Informant über Hof und politisches Geschehen Vor allem am Ende seiner jeweiligen Relationen berichtete Andermüller nicht mehr nur über seine Mission am Reichshofrat oder in der Reichskanzlei, sondern auch über den Wiener Hof, über die politische Lage in Wien wie Europa und überhaupt über Neuigkei- ten generell. Das kirchliche Zeremoniell am Wiener Hof nahm der Dessauer Gesandte aufmerksam wahr: dann ihro beyderseits kayserliche, auch römisch königliche mayestät samt denen ertzhertzogenlichen princen und princessinnen am verwichenen sontage der großen je- suitischen procession, der Mittwoch darauf, am sankt Johannis tage, der spanischen umgang und dann des Donnerstages der zweyten großen fronleichnams procession beygewohnet und solche durch die statt und kirchen persönlich vollbracht haben205. So erwähnte Andermüller am Ende seiner 36. Relation vom November 1699, dass der Kaiser diesen nachmittag zu waßer hinauff nach Closterneüburg gefahren, um dero gewöhnliche devotion in morgenden fest sancti Leopoldi [15. November] zu halten206. Ende Mai 1701 berichtete Andermüller en passant, dass Leopold I. zu Laxenburg, oder wo dieselben auch den 9. Juni dero geburthsfest solenniter halten werden, noch einige zeit länger als sonsten gewöhnlich verharren und der frühlings divertissementen aldort genießen werde207. Im Frühjahr 1702 erzählte Andermül- ler von den Lustbarkeiten am Wiener Hof: Gegen abend divertirten sich beyde römische königliche mayestäten mittels eines ausrits nachm prater, allwo die königin, samt etlichen dero dames […] amazonisch gekleidet, eine lustcavalcade gehalten und, nachdem sie in selbigen thiergarten bey anderthalb stunden zugebracht208, wieder in die Hofburg zurückkehrten. Auch die Abfahrt des römischen Königs Joseph I. zum oberdeutschen Kriegsschauplatz im März 1702 teilte Andermüller den Anhalter Fürsten mit209. Daneben hatte sich Andermüller offenbar auch für die hohen Amtsträger der Habs- burgermonarchie eingehender zu interessieren, weil sich immer wieder Erwähnungen über Todesfälle oder Machtverschiebungen bei Hof in den Relationen finden. Auch die nähere Umgebung des Kaisers – etwa der langjährige Obersthofmarschall (1671–1701), Hofkriegsratspräsident (1701‒1703) und spätere Oberstkämmerer Heinrich Franz von Mansfeld-Fondi (1641–1715)210 – hatte mit der sachsen-lauenburgischen Erbstreitigkeit konfrontiert zu werden211. 205 LASA, Z 87, XXI, Nr. 7, 16. Relation vom 27. Juni 1699. 206 LASA, Z 87, XXI, Nr. 7, 36. Relation vom 14. November. 207 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 9, 115. Relation vom 1. Juni 1701. 208 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 10a, 164. Relation vom 10. Mai 1702. 209 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 10a, 157. Relation vom 17. März 1702: Nachdem aus England her das vorha- ben, ihre mayestät den römischen könig in campagne gehen zu laßen, am hiesigen hofe sehr poussiret worden, so ist die einwilligung von ihrer kayserlicher mayestät vor 4 tagen nunmehro erfolget. 210 Mansfeld-Fondi errichtete ab 1697 sein Palais südlich der Stadt am Beginn des Rennwegs (heute: Palais Schwarzenberg), siehe dazu unten S. 110. In der Stadt befand sich sein Haus in der Wipplingerstraße und wird auf der Andermüllerschen Vogelschau vermerkt, siehe dazu unten Anhang 2, S. 143 Nr. 27. 211 LASA, Z 87, XXI, Nr. 7, 14. Relation vom 20. Juni 1699: Ich habe auch ohnlängst gelegenheit gehabt, den herrn obermarschall des graffen von Manßfeld und fürsten zu Fondi gnaden zu sprechen und ihm alß einen hohen kayserlichen hohen ministro die bisherige sachsen-lauenburgische bewantnis und jura serenissimae domus Anhaltinae auch zu insinuiren, welches alles seine hohe gnaden sehr wohl aufgenommen und höchst contestirt.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
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