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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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66 Andermüllers Wien-Plan als Visualisierung seines höfisch-politischen Netzwerkes 1736)282 amtierte seit 1703 bis zu seinem Tod als Präsident des Hofkriegsrates. Heinrich Franz von Mansfeld-Fondi (1641–1715) scheint ebenfalls im Plan auf, er war Geheimer Rat sowie Generalfeldmarschall, zwischen 1701 und 1703 fungierte er als Hofkriegsrats- präsident283. Auch der viele Jahre als militärischer Befehlshaber dienende Aeneas Silvius Graf Caprara (1631‒1701)284 amtierte im Hofkriegsrat. Die verschiedenen Finanzbehör- den scheinen Andermüller bzw. seine Dienstgeber breiter interessiert zu haben. Mit Hans Adam von Liechtenstein und Heinrich Franz von Mansfeld-Fondi sind nicht nur wichtige Teilnehmer der Geheimen Konferenz benannt, sondern beide amtierten als Vorstände des nach dem Tod von Samuel Oppenheimer (1. Mai 1703) zur Finanzierung der Habsbur- germonarchie begründeten Banco del Giro. (3) Als dritter, vielleicht für Andermüller wichtigster Verwaltungskomplex scheinen der Reichshofrat und die Reichshofkanzlei im Kartenbild von 1703 auf – Reichsbehör- den also. Im Reichshofrat – neben dem Reichskammergericht das oberste Reichsgericht – konnten die einzelnen Reichsstände Beschwerde und Klage führen, aber auch Appel- lationen geltend machen. Andermüller musste in diesen Institutionen antichambrieren und versuchen, auf den Gang, aber auch die Richtung der anhängigen Verfahren Einfluss zu nehmen ‒ eine aufreibende Tätigkeit. Viele der Besitzer von Wiener Palais hatten eine Vergangenheit im Reichshofrat, weil sich diese Einrichtung neben dem Hofdienst als eine essentielle „Initiations-, Sozialisierungs- und Vernetzungsetappe“285 des gesamtösterrei- chischen Hochadels darstellte. Hermann Jakob von Czernin von Chuednitz (1659–1710) wurde beispielsweise 1686 zum Reichshofrat ernannt, fungierte später als kaiserlicher Gesandter in Polen 1695 und starb schließlich 1710 als böhmischer Statthalter286. In unmittelbarer Nähe des kaiserlichen Wohnsitzes lag die Reichshofkanzlei, die zwar no- minell vom Mainzer Erzbischof präsidiert, faktisch aber vom Reichsvizekanzler geleitet wurde. Die Reichshofkanzlei war die wichtigste Kanzlei bei allen Belangen des Heiligen Römischen Reiches. Nicht von ungefähr führt Andermüller deshalb die beiden Reichsvi- zekanzler Gottlieb Amadeus von Windischgrätz287 und Dominik Andreas von Kaunitz in seiner Vogelschau mit ihren Wohnsitzen an. Windischgrätz, seit 1694 (und bis zu seinem Tod 1695) Reichvizekanzler, agierte ab 1688 als Prinzipalkommissar in Regensburg und war das wichtigste kaiserliche Sprachrohr am permanenten Reichstag. Sein Nachfolger (1696–1705) Kaunitz (Abb. 7)288 hatte zuvor Gesandtschaftsreisen in London (1687), Köln (1687/88), München (1688/89) und Den Haag (1694–1697) absolviert und war zudem ebenso wie Windischgrätz Teilnehmer der Geheimen Konferenz. Ohne genauere Angaben zur Anlageintention der Karte zu besitzen, lässt sich auf je- den Fall deutlich nachweisen, dass Andermüller die wichtigsten Personen der Verwal- tungselite sowohl des Heiligen Römischen Reiches als auch der Habsburgermonarchie – etwa auch den seit 1681 amtierenden Palatin Paul I. Esterházy de Galantha (1635– 1713)289 – mit ihren Häusern und Palais in seiner Wiener Vogelschau anführte.Umge- 282 Das Winterpalais des Prinzen Eugen wird in der Andermüllerschen Vogelschau vermerkt, siehe unten S. 155 Nr. 91. 283 Daten nach Fellner–Kretschmayr, Zentralverwaltung I/1 275–288. 284 Sein Palais ist auf der Andermüllerschen Vogelschau vermerkt, siehe unten Anhang 2, S. 141 Nr. 15. 285 Maťa, Der Adel aus den böhmischen Ländern 217. 286 von Gschliesser, Reichshofrat 315. 287 Sienell, Die Geheime Konferenz 188–190; von Gschliesser, Reichshofrat 275f. 288 Sienell, Die Geheime Konferenz 198f. 289 Johann Christoph Allmayer-Beck, Art. Esterházy von Glántha, Paul Graf. NDB 4 (1959) 662f.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
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