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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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78 Die Transformation des Wiener Stadtbildes in der Frühen Neuzeit neuem den innerstädtischen Kirchen und Ordensniederlassungen zu, so gilt im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Neugründungen und Umbauten verschiedenen Grades und Ausmaßes Vergleichbares wie für das vorangegangene Säkulum. Dennoch kam es wei- terhin mehrfach zu tatsächlichen neuen Stiftungen, und diese führten zum Teil doch zu recht massiven Eingriffen in das städtische Gefüge. Dies gilt vor allem für das im Gefolge einer Stiftung Kaiserin Annas ab den frühen 1620er Jahren errichtete Kapuzinerkloster am Neuen Markt (Abb. 10), das auf dem diesen Jahren entstammenden Schlierbach- Plan der Wiener Innenstadt eben noch nicht eingezeichnet ist345. Der Orden war bereits seit 1600 unter besonderer Förderung des Ernst Freiherrn von Mollard zunächst bei St. Ulrich (heute: Wien VII) vor den Stadtmauern ansässig gewesen. Für den Bau seiner in- nerstädtischen Niederlassung wurde die Seilergasse, die bis dahin durchgehend über die heutige Plankengasse bis zur heutigen Gluckgasse verlaufen war, gekappt und dieser Be- reich den Kapuzinern übergeben. Die Wiener Universität, die mit der „Pragmatischen Sanktion“ Kaiser Ferdinands II. vom 9. August 1623 an die Jesuiten überging, erhielt von 1623 bis 1627 ihre eigene Kirche346. Ebenfalls auf eine kaiserliche Initiative, nämlich die von Kaiserin Eleonora aus dem Jahre 1628, geht die Entstehung einer weiteren Neu- gründung dieser Epoche zurück.347 Zur bestehenden Kirche gleichsam „hinzu gegründet“ wurden das von Kaiserin Eleonora ins Leben gerufene Clarissenkloster zu St. Niklas in der Singerstraße, dessen Kirche dann in den frühen 1650er Jahren neu erbaut wurde348, und das Barnabitenkloster349, das ab 1626 bei St. Michael bestand. Das Karmelitinnenklos- ter St. Josef, genannt Siebenbüchnerinnenkloster (Abb. 11), entstand unter Beseitigung eines Teiles der älteren hier unweit der Donaufront der Stadtmauer gelegenen bürger- lich geprägten Verbauungszone im Wesentlichen in den 1630er Jahren, die Kirche wurde 1640 geweiht350. Drei Jahrzehnte später mussten dann sechs aufgekaufte Häuser dem im Baublock zwischen Seilerstätte, Johannes- und Annagasse gegründeten Ursulinenkloster (erbaut 1673‒1675) weichen351. Ungleich häufiger als Neugründungen waren Umbauten unterschiedlichen Grades und Ausmaßes, die allesamt unter dem Begriff der „Barockisierung“ zusammengefasst werden können und für die insbesondere der barocke Zwiebelhelm von Turmbauten gera- dezu ein visuelles Leitmotiv darstellt. Derartige Veränderungen erfuhren die Annakirche zwischen 1629 und 1634, die Deutschordenskirche in den Jahren zwischen 1667 und 1682, das Dominikanerkloster zwischen 1631 und 1634 (Abb. 12), das Franziskanerklos- ter zwischen 1603 und 1614, das Laurenzerkloster ab 1630 sowie die Schottenkirche, de- ren Neubau 1638 bis 1649 erfolgte. Vielfach wurden bei diesen Umbauten den bestehen- den Baulichkeiten Türme hinzugefügt, mittels derer dem Trend einer „Barockisierung“ Rechnung getragen wurde. Beispiele bieten der 1602 entstandene, neue Glockenturm der Augustinerkirche, der 1652 erhöht und mit einer barocken Zwiebelhaube bekrönt wurde, oder der 1620 errichtete Turm des Dorotheerklosters, dem dann ab 1705 ein zweiter hinzugefügt wurde352. 345 Opll–Scheutz, Schlierbach-Plan 138. Siehe dazu auch unten Anhang 2, S. 147f. Nr. 51. 346 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 159 Nr. 111. 347 Schnettger, Die Kaiserinnen. 348 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 152 Nr. 73. 349 Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 87f.; Art. Barnabitenkloster. Wien Geschichte Wiki. 350 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 157 Nr. 98. 351 Siehe dazu unten Anhang 2, S. 159 Nr. 112. 352 Die jeweiligen Hinweise finden sich unter den betreffenden Schlagworten im Wien Geschichte Wiki.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
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