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Die Transformation des Stadtbildes der ummauerten Stadt 79
Auch der Sitz des Landesfürsten, zugleich kaiserliche Residenz, die Wiener Hofburg
erlebte in diesem Zeitalter, geprägt von Gegenreformation, den schweren Erschütterun-
gen des Dreißigjährigen Krieges und den permanenten Erfordernissen, an der langen Tür-
kengrenze Vorkehrungen gegen ein Wiederaufflammen bzw. eine erneute Intensivierung
osmanischen Expansionsdrängens zu treffen, einen weiteren Ausbau. Der Baukomplex
war im 16. Jahrhundert, ausgehend von der Kastellburg des Schweizerhofes, insbeson-
dere in Richtung nach Nordwesten ausgedehnt worden. In die Gegenrichtung war eine
vergleichbare Erweiterung schon seit dem 14. Jahrhundert infolge der Anlage des Au-
gustinerklosters unmöglich geworden – an dieser Seite sollten dann erst im frühen 18.
Jahrhundert mit der Errichtung der Hofbibliothek und der Winterreitschule neue Bau-
ten hinzutreten. Die Ausbauten in Richtung Westen und Norden waren zunächst von
der Unterbringung der unter Ferdinand I. größer gewordenen habsburgischen Familie
(Kindertrakt) und der Notwendigkeit, für Thronfolger standesgemäße Unterkünfte be-
reitzustellen (Stallburg, Neue Burg bzw. spätere Amalienburg), bestimmt. Insbesondere
die zunächst für Rudolf II., dann für dessen Bruder Erzherzog Ernst an der Stelle des
abgesiedelten Zeughauses gebaute Neue Burg hatte an der Stadtaußenseite, somit im Be-
reich der hier gelegenen Stadtmauer, eine bauliche Lücke entstehen lassen. Zu den frü-
hen Initiativen der beinahe ein halbes Jahrhundert währenden Regierungszeit Kaiser Le-
opolds I. (1658–1705) gehörte der an italienische Architekten der Epoche – Philiberto
Lucchese (1606–1666), Carlo Martino Carlone (1616–1667) und Domenico Carlone
(1615–1679) – vergebene Bauauftrag zur Schließung dieser Lücke. In den Jahren 1660
bis 1666 entstand somit der nach seinem Bauherrn benannte Leopoldinische Trakt der
Wiener Hofburg (Abb. 13), der nach einem schweren Brand von 1668 bis 1680 durch
Giovanni Pietro Tencala erneuert und dabei auch aufgestockt wurde353. Ab der Wien-
353 Zur Entwicklung der Wiener Burg im 17. Jahrhundert vgl. jetzt die einschlägigen Abschnitte bei Die
Wiener Hofburg 1521‒1705.
Abb. 11: Ansicht des Siebenbüchnerinnenklosters
auf der Vogelschau des Bernhard Georg Andermüller
von 1703.
Abb. 12: Ansicht des Dominikanerklosters auf der
Vogelschau des Bernhard Georg Andermüller von
1703.
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen