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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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Die Transformation der städtischen Befestigungen 93 vorat, der 1667 in Prag einen „Discorso fatto circa le necessità del fortificar de stati, ò Confini, specialmente del Regno di Bohemia“ veröffentlichte, war ein weiterer Vertreter der für den Festungsbau bestens ausgewiesenen Spezialisten im habsburgisch-kaiserlichen Heer424. Für den Raum südlich der Donau hat es zumindest für Teile der Vorstädte Befes- tigungsanlagen – wohl bescheidene, in der Form niedriger Mauern und sogar bloß als Zäune ausgeführt – gegeben. Darauf weist der Vergleich zwischen dem Herstal-Plan von 1695/97425 und der Vogelschau des Folbert van Ouden-Allen426 hin, die in ihrer Erstfas- sung ja noch in die Zeit vor 1683 zurückgeht. Insbesondere im Bereich des bei Ouden- Allen als „Neues Lazareth“ bezeichneten alten Siechenhauses St. Johann an der Siechen- als (heute: etwa Wien IX, Ecke Währinger Straße/Spitalgasse)427 ist auf der Vogelschau eine vorspringende, hier sogar höhere Mauer mit Schießscharten zu sehen, während der Grundrissplan des Michel Herstal de la Tache von 1695/97 an dieser Stelle eine Art Zita- delle einzeichnet428. Inwieweit es sich bei diesen Anlagen um Maßnahmen handelte, die seitens der Inhaber einzelner Grundherrschaften gesetzt wurden und dann eben nicht einem übergeordneten Befestigungsplan entsprachen, ist freilich schwer zu beurteilen. Ihre Feuerprobe sollte die Stadtbefestigung, in Sonderheit die Mauern rings um die Stadt selbst mit ihren Basteien und Ravelins, sodann bei der Zweiten Wiener Türkenbe- lagerung429 bestehen. Ganz wesentlich war es ihrem Ausbaugrad und ihrem Zustand zu verdanken, dass trotz so mancher Bresche, welche die Angreifer zu schlagen vermoch- ten, die Stadt bis zum Eintreffen des Entsatzheeres im September 1683 gehalten werden konnte. Beseitigung der entstandenen Schäden und entsprechende Wiederherstellungen unterlagen nach der Abwehr der Osmanen keiner Diskussion – sie erfolgten umgehend. Befestigungen für die Vorstädte, wie sie im späten Mittelalter Bestand gehabt hatten und im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach erwogen wurden, wurden gleichfalls schon sehr bald nach 1683 erneut diskutiert. Im Wiener Stadt- und Landesarchiv liegt schon seit den 1880er Jahren ein bisher kaum beachteter Plan von 1697, der ein Projekt zur Befestigung der Vorstädte Wiens darbietet. Er geht auf den Entwurf eines Herren von Herstal, genannt de la Tache, zurück und ist in Form einer von dem bekannten, in Wien als Buchdrucker tätigen Johann Peter van Ghelen (1673‒1754) stammenden Kopie – diese trägt das Datum „1697“ – überlie- fert430. Anders als sämtliche ältere Vorschläge zur Ausweitung des Befestigungssystems von 424 Vgl. dazu die Hinweise bei Noe, Italienische Literatur 207. 425 Unten Anhang 3, S. 166 Nr. 18, sowie hier Anm. 403. 426 Unten Anhang 3, S. 164 Nr. 12. 427 Art. Johannes in der Siechenals. Wien Geschichte Wiki. 428 Die Wien-Ansichten, die Georg Matthäus Vischer 1672 aus allen vier Himmelsrichtungen vorgelegt hat, lassen in dieser Hinsicht leider keine Aussage zu, vgl. zu ihnen May, Wien in alten Ansichten Tafeln 11a‒b und 12a‒b. 429 Zum Ereignis vgl. den Art. Zweite Türkenbelagerung (1683). Wien Geschichte Wiki mit den dort gebo- tenen Hinweisen auf die maßgebliche Literatur. 430 Zum Plan siehe Anhang 3, S. 166 Nr. 18. Wiewohl sich zur Person des Verfassers, des Sieur Michel de Herstal (dit) de la Tache (Herstal nordöstl. Lüttich an der Maas, heute Belgien), nur wenige Angaben machen lassen (siehe die Hinweise, unten Anm. 429), bleibt zu betonen, dass er im Original Le Sier de Herstal dit de la Tache genannt wird. Bei dem ebenfalls genannten Kopisten dagegen handelt es sich um den Buchdrucker Johann Peter van Ghelen (1673‒1754), der in Nachfolge seines Vaters Johann (1645‒1721), der nach Wien zugewandert war, zu den bedeutendsten Wiener Buchdruckern zählt, vgl. Art. Johann Peter van Ghelen. Wien Geschichte Wiki.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
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