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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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Die Transformation der städtischen Befestigungen 95 mente, die mit Buchstaben bezeichnet sind, die mit den Eintragungen auf dem Plan selbst korrespondieren. Das Projekt sieht durchaus gravierende Eingriffe in die vorhandene To- pographie vor, dabei insbesondere etliche Veränderungen der vorhandenen Wasserläufe samt Anlage entsprechender Hafenanlagen. Herstal macht sich aber auch Gedanken über die Umsetzung dieses Projekts sowie dessen Finanzierung. Er betont etwa, dass die Ein- wohner der Vorstädte gern finanziell beizutragen bereit sein würden, wobei er auf die im Gefolge der verbesserten Befestigungen steigenden Immobilienpreise für die nunmehr eben besser geschützten Objekte verweist. Wasserbaumaßnahmen am Wienfluss würden zudem dazu beitragen, dass der Herrscher auf Barken wie auf einem ruhigen Meer bis in unmittelbare Nähe des Palastes in Hietzing (= Schönbrunn) gelangen und hier auch dem Fischfang frönen könne432. Als Nachweis seiner Fähigkeiten im Hinblick auf eine derart ausgedehnte Befestigungsanlage weist der Autor dezidiert auf das Beispiel der niederländi- schen Festungsarchitektur hin. Er nennt dabei nachdrücklich seine Heimatstadt Lüttich/ Liège, die über ein besonders ausgedehntes Befestigungssystem verfüge. Besonderen Wert legt er auf eine Befestigung der Leopoldstadt, die keinerlei Anhöhen, andererseits aber durch das Wasser der Donau viele Vorteile für den Ausbau eines verbesserten Schutzes aufweise. Mit dem Aushub bloß eines einzigen neuen Flussbettes sei es möglich, dass die gesamte Leopoldstadt von der großen Donau umgeben sei. Im Zuge dieser Arbeiten sei dann auch noch die Donaubrücke neu zu bauen, wobei künftig ein einfacherer und kürzerer Weg entstehen könne. Er folgt damit einem Trend, der sich auch für ältere Be- festigungsprojekte im Bereich der Donauarme nördlich der ummauerten Stadt seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mehrfach belegen lässt, ohne dass man sagen könnte, ob er von diesen früheren Überlegungen tatsächlich Kenntnis hatte. Einem charakteristischen Bescheidenheitstopos folgend, betont Herstal, dass er über kein einschlägiges Studium als Festungsbautechniker verfüge. Dennoch betont er im sel- ben Atemzug, dass nur er wisse, wie eine derartige Befestigung anzulegen sei. Er hoffe na- türlich auch, dass er die ihm bisher entstandenen Kosten in der Höhe von 4.000 Gulden ersetzt bekommen würde. In nachgerade moderner Weise schließt er seinen Bericht mit einer Auflistung von acht Punkten ab, in denen die Vorteile einer solchen Vergrößerung der Hauptstadt plakativ zusammengefasst sind. Dass sich unter diesen Vorteilen auch sol- che ökonomischer Art finden – zu nennen sind die Verbesserung der Flussschifffahrt, die Nutzung der Mühlen für die Herstellung von Schießpulver und Papier, die Entstehung beachtlicher Fischteiche im Gefolge der geplanten Aufstaumaßnahmen –, zeugt abermals von der beachtlichen Qualität dieses Projektvorschlags. Hinweise auf den Vornamen und Angaben zur Vita des Planverfassers sind in der zeitgenössischen Literatur433 zu finden: Mit vollem Namen hieß er Michel de Herstal de la Tache und stammte aus Lüttich/Liège. Er trat als Verfasser einer neuen Art der Befestigung von Städten hervor, die er Kaiser Le- opold I. schon zuvor präsentiert hatte. Von diesem an den Kaiserhof nach Wien434 beru- 432 Bericht (wie vorige Anm.), fol. 4r: […] Sa Majesté puisse avoir le plaisir de vouguer comme sur une Mer calme […] jusques bien près des son Palais de Jezing (sic!) […]. 433 Vgl. La Clef du Cabinet des Princes de l’Europe 71f., sowie den knappen lexikalischen Eintrag, in: Ta- ble générale du Journal historique 58f. Der Hinweis auf diese Informationen ist Heike Krause (Stadtarchäologie Wien, Wien Museum) zu verdanken. 434 Diese Angabe lässt sich nur schwer mit seinen eigenen Aussagen im Textheft (oben S. 94 mit Anm. 431) verbinden, wo er meint, er hielte sich in Wien auf und habe hier keinen Auftrag zu erfüllen, weshalb er sich mit Recherchen zur Verbesserung des Schutzes und der Zierde der Stadt beschäftigt habe (fol. 1r: Le Sieur de Herstal a remontré à Sa Majesté Imperiale, qu’etant a cette Ville depuis le Mois de Juillet 1695, sans d’avoir d’expedition,
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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