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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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96 Die Transformation des Wiener Stadtbildes in der Frühen Neuzeit fen, legte er dem Kaiser als erste Probe seiner neu entwickelten Befestigungsmanier einen Plan zur Vergrößerung Wiens vor, der mit großem Wohlwollen aufgenommen wurde. Im Jänner 1706 erhielt er jedenfalls dafür ein Privileg Kaiser Josephs I., doch verfolgte der kaiserliche Hof das Projekt sodann aus unbekannten Gründen nicht weiter. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird man wohl davon ausgehen dürfen, dass in der Zwischenzeit eben das Linienwall-Projekt gleichsam den Sieg davon getragen hatte. 1704, zwei Jahre bevor Herstal ein kaiserliches Privileg erhalten sollte, von neuem unter dem Eindruck drohender Feindeinwirkungen und diesmal maßgeblich vorangetrieben von nie- mandem Geringeren als Prinz Eugen von Savoyen, sollte dann tatsächlich eine Vorstadtbe- festigung entstehen. Bernhard Georg Andermüller hatte Wien im Herbst 1703 verlassen, der Linienwall entstand wenige Monate später und er sollte bis ins späte 19. Jahrhundert bestehen bleiben435. Anders als die mittelalterliche Vorstadtbefestigung nahm man bei der Errichtung dieser „Linien“ im frühen 18. Jahrhundert von allem Anfang an Rücksicht auf das zu erwartende Wachstum in den Vorstädten und rückte den Wall entsprechend weiter nach außen. Der Untere Werd (ab 1670: Leopoldstadt), um dessen Schutz man sich 1663 und auch noch 1695/97 besorgt gezeigt hatte, erhielt dagegen jetzt keine eigene Befesti- gung, der Linienwall selbst reichte in einem weiten Bogen um die Stadt vom Gebiet bei St. Marx im Osten bis zur Vorstadt Lichtental im Nordwesten. Die Diskussionen um mögliche Verbesserungen und Adaptierungen der Wiener Stadtbefestigungen sollten noch weit ins 18. Jahrhundert hinein anhalten. Ein beson- ders eindrucksvolles Zeugnis dazu hat sich mit einem Befestigungsplan von 1745 in der Kartensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten. Es handelt sich da- bei um eine nach dem Vorbild des Anguissola–Marinoni-Plans von 1706 sowie weiterer vergleichbarer Pläne von 1736 und 1740436 geostete Darstellung mit reichhaltiger Le- gende. An drei Stellen – an der Donau (heute: Donaukanal) im Bereich der Spittelau, in der Leopoldstadt in einem großen Bogen vom Bereich gegenüber dem Arsenal bis zum Gebiet gegenüber der Mündung des Wienflusses und schließlich im Bereich der Vorstadt Weißgerber von etwas östlich der Wienflussmündung entlang des Donauverlaufs (heute: Donaukanal) – sind zitadellenförmige Befestigungsprojekte auf randlich aufgeklebtem Pa- pier eingezeichnet. Diese drei Papierstücke lassen sich vom Kartenblatt hochklappen, wo- bei die darunter befindliche, zur Zeit des Befestigungsprojektes bestehende Verbauung zu sehen ist. Die zeitliche Einordnung zum Jahr 1745 ergibt sich nicht nur aus der Korrektur der ursprünglich hier stehenden Jahreszahl „1755“, sondern auch aus der Bezeichnung Wiens als „königliche“ Haupt- und Residenzstadt, was in dieser Form nur für die Zeit des von 1742 an bis zu seinem Tod am 20. Jänner 1745 Kaisers Karl VII. (Karl Albrecht von Bayern aus dem Haus Wittelsbach) zutrifft. Noch das gesamte 18. Jahrhundert hindurch und bis in die 1850er Jahre hinein, da- mit in einer Epoche, da in anderen europäischen Städten die Entfestigung zu einem weit verbreiteten Phänomen geworden war437, hielt man für Wien am Bestand der Stadtbefes- tigung fest. Selbst die Sprengung der Ravelins beim Abzug der napoleonischen Truppen il s’est occupé à rechercher par tout à l’entour de cette Ville tout ce qu’il a cru pouvoir contribuer à sa conservation, et à son ornement). 435 Zum Wiener Linienwall vgl. Buchmann, Linienwall 45‒55; ders., Linienwall und Linienämter; Opll, Grenzen; Der Wiener Linienwall. Vom Schutzbau zur Steuergrenze; Art. Linienwall. Wien Geschichte Wiki. 436 Siehe unten Anhang 3, S. 166 und 168 Nr. 20, 23 und 24. 437 Vgl. dazu Mintzker, Defortification, insbesondere 220‒224 und 235‒239 (über Wien).
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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