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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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98 Die Transformation des Wiener Stadtbildes in der Frühen Neuzeit der Bezeichnung „sub urbia“, als Vorstädte Wiens zu fassen ist440. Schreiten wird diese beginnend vom Süden etwa beim Kärntner Tor im Uhrzeigersinn ab, so sind die folgen- den frühen Siedlungen mit ihren Erstnennungen anzuführen: Wieden (1211), Gumpen- dorf (ca. 1120‒1138), Zeismannsbrunn, der Kernbereich des späteren St. Ulrich (1202), Alservorstadt (1211), Niklasvorstadt im Bereich der Landstraße (um 1200), das unweit davon gelegene Weirochberg (vor 1200) und Erdberg (1192). Eine nächste Verdichtungs- phase ergab sich im Verlauf des 13. Jahrhunderts, da um die Wende zum 14. Jahrhundert die Nennungen weiterer neuer Orte vorliegen, und zwar in eben der identen Beobach- tungsweise: Klagbaum (1290), Laimgrube (1291), Neustift (1315), Oberer Werd, im Be- reich der Rossau (1291), Rossau (1314), Unterer Werd, der Kernbereich der Leopoldstadt (vor 1300), und Landstraße (1302). Die spätbabenbergische Epoche war es, in der die Stadt sich erstmals bestrebt zeigte, ihr unmittelbares Umland auch in politisch-wirtschaftlicher Hinsicht in die eigene Ver- fügung zu bekommen. 1244 verlieh Herzog Friedrich der Streitbare den Wienern das Vorrecht, dass in ihren Burgfried, d. h. dem von der Stadt politisch wie administrativ beherrschten Gebiet außerhalb der Mauern, niemand ungarischen Wein einführen oder dort verkaufen dürfe. Dieser städtische Rechtsbezirk wird dann viereinhalb Jahrzehnte später (1288) dezidiert mit dem Bereich der Vorstädte gleichgesetzt. Die Vorstädte reich- ten im Mittelalter mit ihrem Hausbestand in Richtung zur Stadt hin bis an die Stadt- mauer heran, ja im frühen 14. Jahrhundert entstanden im Nahebereich der Stadtmauer sogar neue Siedlungen, darunter etwa die 1281/96 erstmals genannte Scheffstraße zwi- schen Stubentor, Wienfluss und dessen Mündung in die Donau (heute: Donaukanal)441. Neben den Erstnennungen von Siedlungsnamen sind – nicht anders als dies für den schon oben behandelten, ummauerten Stadtbereich der Fall ist – die Nennungen442 von geistlichen Einrichtungen Leitmarken unseres Wissens um die Besiedlung. Derartige In- stitutionen waren in diesem vorstädtischen Bereich schon im Mittelalter vorhanden und sie wurden zum Teil auch zum Ausgangspunkt für lokale Siedlungsverdichtungen. Ma- chen wir auch hier einen Rundgang, der seinen Ausgangspunkt vom Kärntner Tor nimmt und im Uhrzeigersinn voranschreitet, so sind folgende Objekte noch für die babenbergi- sche Epoche anzuführen: das Heiliggeistspital (1208)443, die Gumpendorfer Pfarrkirche (1244 wird der Ägydialtar erstmals genannt)444, die Ulrichskirche (geweiht 1211)445, das Maria-Magdalena-Kloster vor dem Schottentor (1230)446 und das Zisterzienserinnen- 440 Der erste Hinweis auf das Umland der Stadt in einem landesfürstlichen Privileg findet sich im Stadtpri- vileg Friedrichs des Streitbaren von 1244 mit der Definition der Stadtgrenzen, die als „purchfride“ (Burgfried) bezeichnet werden und innerhalb deren kein ungarischer Wein eingeführt werden dürfe. Knapp viereinhalb Jahrzehnte später, 1288, wird dieser Burgfried sodann in einer Urkunde der Stadt Wien für das Kloster Hei- ligenkreuz dezidiert mit den Vorstädten gleichgesetzt, und es heißt dort: „infra muros vel suburbia civitatis nostre, quod purkhfride dicitur“, vgl. dazu Opll, Burgfried 7‒10; ders., Grenzen 107f. Mit dem frühneu- zeitlichen Vorstadtbereich hatte dies in topographischer Hinsicht allerdings wenig zu tun, erfuhr dieser seine Ausgestaltung doch weniger gemäß den Grenzen des Burgfrieds, sondern sehr viel mehr (ab 1704) durch die Entstehung des Linienwalls. 441 Art. Scheffstraße. Wien Geschichte Wiki; siehe auch Von der mittelalterlichen Stadtmauer zur neuzeit- lichen Festung Wiens. 442 Opll, Erstnennung. 443 Art. Heiligengeistspital. Wien Geschichte Wiki. 444 Art. Gumpendorfer Kirche. Wien Geschichte Wiki. 445 Art. Ulrichskirche. Wien Geschichte Wiki. 446 Art. Maria-Magdalena-Kloster. Wien Geschichte Wiki. Ergänzend sei verwiesen auf Schedl, Kloster- leben und Stadtkultur 145‒160.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
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