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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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100 Die Transformation des Wiener Stadtbildes in der Frühen Neuzeit aber naturgemäß keinerlei Siedlungsimpulse entfalteten: Es handelte sich im Osten um das Siechenhaus zu St. Lazarus, später St. Marx, das schon vor 1267 am äußeren Rennweg entstanden war, im Süden um St. Hiob an der Wiedner Hauptstraße, bekannt unter sei- nem späteren Namen „zum Klagbaum“, und, bereits zum Jahr 1266 fassbar, im Westen bzw. Nordwesten um das wohl schon in den 1250er Jahren vorhandene Siechenhaus St. Johannes an der Als, ehemals im Bereich des heutigen Arne-Carlsson-Parks (Wien IX, Ecke Währinger Straße/Spitalgasse). Das gesamte Wiener Umland, vor allem aber der Bereich der näher zur Stadt gelege- nen Zonen, die Vorstädte also, sollte dann bei der Ersten Wiener Türkenbelagerung des Jahres 1529 schwere Zerstörungen und Schäden hinnehmen müssen. Viele bislang besie- delte Gebiete fielen wüst, die hier gelegenen kirchlichen Einrichtungen diverser Orden so- wie Spitäler wurden aufgelassen. Die Konvente wurden vielfach in die Stadt hinein über- siedelt, ihr Vermögen übertrug der Landesfürst zum Teil auch an andere Einrichtungen. Behalten wir die schon mehrfach gewählte räumliche Abfolge in unserer Betrachtungs- weise bei, so verschwanden – beginnend beim Kärntner Tor und weiter im Uhrzeigersinn um die Stadt – die folgenden Einrichtungen: Die Ruinen des Heiliggeistspitals vor dem Kärntner Tor wurden 1531 abgebrochen und das Vermögen der Wiener Universität über- tragen. Im selben Jahr brach man die zerstörten Überreste des unweit davon gelegenen Bürgerspitals ab, die Einrichtung als solche wurde in das Clarissenkloster innerhalb der Stadtmauern verlegt. Das Martinsspital fiel ebenso der Zerstörung anheim, das Vermögen wurde später dem Hofspital einverleibt. Das Theobaldskloster hatte dasselbe Schicksal, wobei der Konvent nach verschiedenen Stationen innerstädtischer Unterbringung erst ab 1589 seinen endgültigen Standort im ehemaligen Büßerinnenhaus zu St. Hieronymus finden sollte. Ähnlich sollte es den Nonnen des 1529 gleichfalls zerstörten Magdalene- rinnenklosters vor dem Schottentor ergehen, die 1533 mitsamt ihrem Vermögen in den Konvent des innerstädtischen Klosters St. Laurenz eingegliedert wurden. Die Johannes- kapelle vor dem Werdertor wurde zwar vor 1541 wieder aufgebaut, doch verschwand sie 1561 nach Übertragung ihres Besitzes an die in der Stadt gelegene Michaelerkirche vollends. Östlich der Stadt schließlich war es das Zisterzienserinnenkloster St. Niklas vor dem Stubentor, das von den Osmanen zerstört und danach abgetragen wurde, wobei die Nonnen nach 1534 im Zisterzienserinnenkloster St. Bernhard bei Horn Aufnahme fan- den und ihr Vermögen je zur Hälfte an das Chorherrenstift St. Dorothea und an die Wie- ner Universität überging. Erwähnt sei zuletzt auch noch, dass nicht wenig von dem beim Abbruch dieser Baulichkeiten zurückgebliebenen Baumaterial direkt für den Aus- und Umbau der städtischen Befestigungen Verwendung fand. Der Vorstadtgürtel, der Wien in einer seit der babenbergischen Ära nach und nach immer weiter verdichteten Siedlungsstruktur umschlossen hatte, lag in Trümmern dar, war weitgehend entleert. Die Rundansicht des Niklas Meldeman von 1529/30454 ist das wohl eindrucksvollste Bildzeugnis all dieser Verwüstungen und Zerstörungen. Noch mehr als zwanzig Jahre nach den Geschehnissen ist es einer der ältesten Wiener Stadt- pläne, das Werk des Bonifaz Wolmuet aus dem Jahre 1547455, der dann erstmals wieder einen Blick über die Stadtmauern nach außen ermöglicht und dabei eine Zone zeigt, in der Gärten und eine äußerst lockere Verbauung das Bild dominieren (Abb. 19). Nur entlang des Wienflusses östlich vor der Stadt ist eine bescheidene Verbauung, in Son- 454 Siehe unten Anhang 3, S. 162 Nr. 1. 455 Siehe unten Anhang 3, S. 162f. Nr. 3.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Titel
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Autoren
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Abmessungen
16.9 x 23.9 cm
Seiten
212
Schlagwörter
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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