Seite - 107 - in Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Bild der Seite - 107 -
Text der Seite - 107 -
Die Transformation des Stadtbildes der Vorstädte 107
berufenen Trinitariermönche zu nennen sind, die an der Alser Straße schon 1689 eine
Kapelle bauten, die von 1695 bis 1698 zur Kirche ausgebaut wurde476.
Ebenfalls noch Jahrzehnte vor den Ereignissen der Zweiten Türkenbelagerung lässt
sich anhand mehrerer Pläne erneut das Bemühen fassen, den vor der Stadt im Norden
der Donau gelegenen Inselbereich, vor allem den Unteren Werd, mittels einer eigenen
Befestigung zu schützen. Dies war ja schon ab 1569 mehrfach erwogen, aber dann doch
nicht realisiert worden. Aus der Retrospektive ist es ausgesprochen faszinierend zu sehen,
wie lange man Befestigungsprojekte gerade für diese Zone nördlich der Stadtmauern lan-
cierte. Auf dem Scolari-Plan von ca. 1670 ist unweit nordwestlich der Unbeschuhten
Karmeliten eine kleine Gruppe von Häusern mit einem Torbau im Norden und einem im
Süden zu erkennen, die als Citta nova (= „Neustadt“) bezeichnet wird und nichts anderes
als die nach der Räumung des Ghettos im Unteren Werd im Jahre 1670 projektierte Sied-
lungsanlage, Keimzelle der Leopoldstadt, ist477. Etwa ein Jahrzehnt vorher (1663) bietet
das bereits im Kontext des Wandels der Befestigungen erwähnte Projekt des Obersten
Priami di Rovorat zur besseren Absicherung der Donaubrücken ein recht ausgeklügeltes
System neu zu errichtender Befestigungen im Bereich der gesamten Flussinselzone, vom
Prater im Osten bis in den Raum nördlich von Nussdorf im Westen478.
Anders als dies für die mittelalterliche Entwicklung möglich ist, tritt im 17. Jahr-
hundert aber mit dem Bereich des von weltlicher Seite initiierten Bauens ein zuvor aus
den Quellen praktisch nicht zu rekonstruierendes Phänomen zutage, nämlich der ade-
476 Art. Trinitarierkirche. Wien Geschichte Wiki.
477 Zum Scolari-Plan siehe unten Anhang 3, S. 164 Nr. 11.
478 Zum Priami-Plan siehe oben S. 92f. und unten Anhang 3, S. 164 Nr. 10.
Abb. 25: Ansicht der Wallfahrtskirche Mariahilf und
des Karmeliterklosters St. Josef (hier: Maria Hilff
und Carmeliter) auf dem Plan des Sieur (Michel)
Herstal dit de la Tache, 1695/97 (siehe unten An-
hang 3, S. 166 Nr. 18).
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen