Seite - 112 - in Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Bild der Seite - 112 -
Text der Seite - 112 -
112 Die Transformation des Wiener Stadtbildes in der Frühen Neuzeit
teilweise auch Kirchenansichten eingezeichnet. Die hier verlaufenden Bäche sind über-
trieben breit eingezeichnet, wobei ihre Identifizierung mit dem Währingerbach und dem
Alserbach trotz fehlender Bezeichnung freilich völlig eindeutig ist. Warum der als Ruys-
seau du Roy, also als „Königsbach“ bezeichnete Ottakringer Bach hier so benannt ist, muss
offen bleiben (Abb. 32). Nach den innerhalb der projektierten Vorstadtbefestigungen zu
erkennenden Straßengrundrissen ist zu erschließen, dass die vorgesehenen Befestigungen
am Ende der bestehenden Verbauungsspitzen nach außen zu errichtet werden sollten.
Dies gilt im Übrigen auch für den Bereich der auf diesem Plan in das vorgesehene Befesti-
gungssystem integrierten Leopoldstadt.
Dieses außerordentlich interessante Plandokument hat jüngst auch weitere Beachtung
gefunden (siehe S. 166 Nr. 18), doch wollen wir uns hier auf das Kernthema, nämlich
die Transformation des Stadtbildes in den Vorstädten, konzentrieren. Gerade dafür ist
diese für ganz andere Zwecke verfertigte Darstellung von außerordentlicher Bedeutung.
Zum einen zeigt der Plan nämlich, dass sich noch anderthalb Jahrzehnte nach der Tür-
kenbelagerung keine durchgehende, geschlossene Verbauung der südlich der Donau
gelegenen Vorstadtbereiche erkennen lässt. Die Schäden müssen somit in jedem Fall so
massiv gewesen sein, dass der Wiederaufbau nur allmählich voranschritt. Beginnt man die
Betrachtung von Osten, vom Bereich der Landstraße her, so fällt auf, dass dieser vorstäd-
tische Bereich von einem durchgehenden Straßenraster ohne eingesprengte Grünflächen
geprägt ist. Südlich eines projektierten Damms mit Wassergraben, der sich vom Kärntner
schichte Wiki –, nicht um Ottakring selbst, da die auf dem Plan von 1697 vorgesehenen Vorstadtbefestigungen
nicht so weit von der Stadt entfernt angelegt werden sollten, wie dies dann beim Linienwall (1704) der Fall war.
Abb. 29: Ansichten der Kamaldulenser-Eremitage St. Josef auf dem Kahlenberg, der Leopoldskirche auf dem
Leopoldsberg und des Kahlenbergerdorfs (Calendorff) auf dem Plan des Sieur (Michel) Herstal dit de la Tache,
1695/97 (siehe unten Anhang 3, S. 166 Nr. 18).
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Titel
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Abmessungen
- 16.9 x 23.9 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen