Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Seite - 24 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 24 - in Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938

Bild der Seite - 24 -

Bild der Seite - 24 - in Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938

Text der Seite - 24 -

24 Einleitung hafte Sterben im Ersten Weltkrieg das bis dahin uneingeschränkt geltende patriar- chale Familienkonzept unter massiven Auflösungsdruck geraten ließ. Je mehr Männer durch den Fronteinsatz ihre zivilen Positionen verlassen mussten und starben oder verstümmelt zurückkehrten, umso stärker kam das Geschlechterverhältnis in Bewe- gung.21 In der österreichischen Praxis schlug sich dieser Geschlechterrollenkonflikt beispielsweise in der Umsetzung des Invalidenbeschäftigungsgesetzes von 1920 nieder. Aus den Akten des Ministeriums für soziale Verwaltung geht hervor, dass Unterneh- men den Ausfall der männlichen Arbeitskräfte infolge ihrer Einberufung zum Militär durch den Einsatz von Frauen in einer für sie offenbar äußerst zufriedenstellenden Weise kompensiert hatten. Nach dem Krieg zeigten Arbeitgeber dann in vielen Fällen nur geringe Bereitschaft, anstelle der Frauen invalide ehemalige Soldaten einzustel- len  – wozu sie das genannte Gesetz aber zwang. Innerhalb der Kriegsopferverbände wurde hingegen versucht, etwaige Interessenkonflikte zwischen den Kriegsbeschädig- ten und den  – häufig als Kameradinnen angesprochenen  – Kriegerwitwen weitgehend zu neutralisieren. 1.1.5 Zeitliche, räumliche und andere Grenzen In zeitlicher Hinsicht umfasst die Untersuchung die Periode vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zum Ende der Ersten Österreichischen Republik. Der größere histori- sche Rahmen  – vom General-Invaliden-System Maria Theresias im Jahr 1750 bis zur Betreuung der letzten Kriegsopfer des Zweiten Weltkriegs, mit der die österreichi- schen Bundessozialämter noch heute beschäftigt sind  – bildet die Folie, vor der eine Beurteilung der Kriegsopferfürsorge vor und nach 1918 erst möglich ist. Innerhalb des genannten Zeitraums von 1914 bis zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 liegt der Schwerpunkt der Studie auf der Kriegszeit und den ers- ten Nachkriegsjahren bis 1923. 1923 kann in mehrerlei Hinsicht als ein Wendepunkt bezeichnet werden : Die Neuordnung der Kriegsopferversorgung nach dem Ende des Krieges ist nicht allein als Reaktion der Politik auf die hohen Opferzahlen zu verste- 21 Karin Hausen, Die Sorge der Nation für ihre „Kriegsopfer“. Ein Bereich der Geschlechterpolitik wäh- rend der Weimarer Republik, in : Jürgen Kocka (Hg.), Von der Arbeiterbewegung zum modernen Sozi- alstaat. Festschrift für Gerhard A. Ritter zum 65. Geburtstag, München-London-Paris 1994, S.  719–739. Siehe in diesem Zusammenhang auch Oswald Überegger, Erinnerungskriege. Der Erste Weltkrieg, Ös- terreich und die Tiroler Kriegserinnerung in der Zwischenkriegszeit (= Tirol im Ersten Weltkrieg : Poli- tik, Wirtschaft und Gesellschaft 9), Innsbruck 2011, dessen mikrohistorische Studie weder das Ergebnis einer Männlichkeitskrise noch die Brutalisierungsthese bestätigen kann ; Christa Hämmerle, „Vor vier- zig Monaten waren wir Soldaten, vor einem halben Jahr noch Männer  …“. Zum historischen Kontext einer „Krise der Männlichkeit“ in Österreich, in : L’Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichts- wissenschaft, 19 (2008) 2 : Krise(n) der Männlichkeit, S.  51–73.
zurück zum  Buch Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938"
Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Wundes des Staates
Untertitel
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Autoren
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Wundes des Staates