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Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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3 Von der Wiederherstellung zur Wiedereingliederung : Die soziale Kriegsbeschädigtenfürsorge im Krieg 3.1 Arbeitspflicht „Als Grundsatz für die Kriegsfürsorge hat der Gedanke zu gelten, daß allgemeine Wehrpflicht und allgemeine Fürsorgepflicht unzertrennliche Begriffe sind […]. [D]as Korrelat der allgemeinen Fürsorgepflicht ist die Arbeitspflicht des Invaliden.“1 So klar und deutlich brachte der Politiker, Jurist und Zeitgenosse Gustav Marchet das Verhält- nis von Staat und wehrpflichtigem Staatsbürger schon 1915 auf den Punkt. Die Erfül- lung des ersten Teils dieses „Pflichtenheftes“  – die staatliche Pflicht zur Versorgung als Gegenleistung für die Wehrpflicht des männlichen Staatsbürgers  – wurde, wie gezeigt, bereits im 19. Jahrhundert wenigstens vorbereitet. Was es genau mit dem zweiten Teil des „Pflichtenheftes“, mit der „Arbeitspflicht des Invaliden“, auf sich hatte, soll hier im Folgenden besprochen werden. Das im 19. Jahrhundert entstandene, noch rudimentäre System kannte Fürsorge zunächst ausschließlich in Form finanzieller Zuwendungen.2 Das änderte sich erst im Krieg. Der für die Kriegsbeschädigtenfürsorge im Ministerium für soziale Fürsorge zuständige Sektionschef Otto Gasteiger3 beschrieb den Umdenkprozess, den der Staat im Verlauf des Krieges geradezu zwangsläufig durchmachte, so : 1 Gustav Marchet, Die Versorgung der Kriegsinvaliden und ihrer Hinterbliebenen, Warnsdorf i.B. 1915, S.  28. 2 Die noch ältere Form der Versorgung von Kriegsbeschädigten in Invalidenhäusern sei hier außer Acht gelassen, sie war nicht mehr als eine Notversorgung, kam immer nur einem Bruchteil der Betroffenen zugute und hat mit der im Folgenden zu besprechenden Neuausrichtung der Kriegsbeschädigtenfür- sorge nichts zu tun. 3 Otto Gasteiger zu Kobach und Raabenstein (*21.12.1859, Bozen, †21.11.1929) war seit der Einrichtung des Ministeriums für soziale Fürsorge im Jänner 1918 dort Sektionschef. Gasteiger begann seine Kariere als Konzeptspraktikant in der Statthalterei in Innsbruck, arbeitete dann in Tione und Brünn und war Bezirkshauptmann in Römerstadt (heute tschech. Rýmařov), bevor er 1902 an das Handelsministerium nach Wien kam. Dort war er zuletzt Referent für die legislativen Agenden des Arbeiter- und Ange- stelltenschutzes. Schon vor dem Krieg hatte er sich durch vermittelnde Tätigkeit hervorgetan und war Anfang 1914 für seine Mitwirkung bei den Verhandlungen zur Beilegung des Tarifstreites im Buchdru- ckergewerbe vom Ministerium belobigt worden. Der Ersten Republik diente er noch fast ein Jahr, bevor er am 30.9.1919 knapp 60-jährig in den Ruhestand versetzt wurde ; AT-OeStA/AdR BMfsV Präs StAw Gasteiger von Raabenstein und Kobach Otto ; AT-OeStA/AdR BMfHuV Präs StA Gasteiger Otto ;
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Wundes des Staates
Untertitel
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Autoren
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
Geschichte Nach 1918
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