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Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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100 Die soziale Kriegsbeschädigtenfürsorge im Krieg Prothesenbeteilung und Arbeitstherapie,19 3. Berufsberatung, 4. Invalidenschulung, 5. Arbeitsvermittlung. Dieses Stufenmodell sollte dem invaliden Soldaten die Mög- lichkeit geben, zu genesen und mit seiner körperlichen Beeinträchtigung zurecht zu kommen. War er erst wieder auf dem Arbeitsmarkt untergebracht  – oder gar soweit wieder hergestellt, dass er als militärdiensttauglich neuerlich der Armee zugeführt werden konnte (was theoretisch nach jedem der genannten Schritte möglich war)  –, dann endete die Zuständigkeit der sozialen Kriegsbeschädigtenfürsorge. Dass manche Kriegsbeschädigte den Weg zurück auf den Arbeitsmarkt entweder gar nicht fanden oder dort angesichts ihrer reduzierten Erwerbsfähigkeit mit unzureichender Entloh- nung konfrontiert waren, beschäftigte die Landeskommissionen anfangs nicht. Das Reintegrationskonzept ließ auch die Möglichkeit der bleibenden Invalidität und des Siechtums mehr oder weniger außer Acht. Die Initiatoren von Heilanstalten, Prothe- senwerkstätten, Invalidenkursen und Berufsberatungen waren von der optimistischen Auffassung getragen, dass Kriegsinvalidität durch entsprechende Maßnahmen voll- ständig kompensiert werden könne. Jeder Mann galt als wieder in das Berufsleben integrierbar und jeder Körper als wieder herstellbar. Man ging davon aus, dass ein Kriegsbeschädigter, wenn er einiges an Übung und gutem Willen aufbrachte, nachdem er geheilt und mit den notwendigen Körperersatzstücken und technischen Hilfen aus- gestattet worden war, für sein Fortkommen  – zumindest bis zu einem gewissen Grad  – wieder selbst sorgen konnte. Der feste Glaube an die Wiederherstellbarkeit kriegsbe- schädigter Soldaten schlug sich auf medizinischem Gebiet in einer technikverliebten Protheseneuphorie nieder, die die in der Orthopädie zweifellos getätigten Fortschritte noch beträchtlich überhöhte. Auf dem Gebiet der sozialen Kriegsbeschädigtenfürsorge fand er seine Entsprechung in der Anschauung, dass für jeden verletzten und dauerhaft beschädigten Soldaten ein passender Arbeitsplatz zu finden sein müsse, notfalls eben dadurch, dass die Erwerbsfähigkeit des Mannes durch Schulung gehoben und den Bedingungen des Arbeitsmarktes  – oder noch konkreter : jenen eines bestimmten Ar- beitsplatzes  – angepasst würde. Mit dem Dogma der Wiederherstellbarkeit verbunden war das Konzept einer „aggressiven Normalisierung“20 durch physische Regeneration und berufliches Training. Dieses Konzept korrespondierte mit der von medizinischer Seite vertretenen Haltung, dass es  – so der viel zitierte Satz des deutschen Arztes Konrad Biesalski  – kein „Krüppeltum“ gebe, wo der „eiserne Wille“ bestünde, dasselbe als Summe der Aspekte „Nachheilung“ und „Schulung“ beschrieben ; z. B. K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1915, S.  2. 19 K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen über Fürsorge für Kriegsbeschädigte, Wien 1917, S.  309. 20 David A. Gerber, Introduction : Finding Disabled Veterans in History, in : David A. Gerber (Hg.), Disa- bled Veterans in History, Ann Arbor, Mich. 2000, S.  1–51, hier S.  8 und S.  19.
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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Titel
Die Wundes des Staates
Untertitel
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Autoren
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
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