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Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Seite - 116 -
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116 Invalidenschulung In Oberösterreich ging die Initiative für die Schaffung eines Zentrums der Kriegs- invalidenfürsorge von der Militärverwaltung aus, die auf dem „Kleinen Exerzierplatz“ in Linz Baracken aufstellen ließ und darin ein Fürsorgeheim für Kriegsbeschädigte einrichtete. Das 400 Mann fassende Heim wurde im September 1915 eröffnet.20 Die orthopädische Behandlung übernahm das Rote Kreuz im „Mechano-therapeutischen Ambulatorium“ in Linz, dem auch eine Prothesenwerkstätte angegliedert wurde. Für tuberkulosekranke Soldaten gab es in Oberösterreich 1915 keine Unterbringungs- möglichkeiten, sie mussten an die Anstalten anderer Kronländer abgegeben werden. Das war auch 1917 noch so, als die Landeskommission schließlich in einigen beste- henden Krankenanstalten eigene Tuberkulose-Abteilungen schuf und eingestand, dass der höchst notwendigen Errichtung einer eigenen Lungenheilstätte „sehr bedeutende Schwierigkeiten entgegenstanden“.21 Die Versorgung der Tuberkulosekranken erwies sich grundsätzlich als großes Pro- blem. Während einerseits  – vor allem was den chirurgisch-orthopädischen Sektor be- traf  – tatsächlich bedeutende Kapazitätssteigerungen erreicht werden konnten, machte sich andererseits bei den Unterbringungsmöglichkeiten für Tuberkulosekranke schon 1915 ein krasser Bettenengpass bemerkbar, der sich im Verlauf des Krieges noch ver- schärfen sollte. Mit Ausnahme Oberösterreichs verfügten alle anderen Länder jedoch zumindest über eine Anstalt, die sich auf die Behandlung von Tbc-Kranken speziali- sierte.22 Für die Invalidenschulung waren Tbc-Heilstätten aber ohnehin nicht zentral, ringfügig mehr, nämlich von 617 Betten in acht Tuberkuloseheilstätten, die Rede. Im selben Jahr begann das Gremium der Wiener Kaufmannschaft mit dem Bau einer Lungenheilstätte in Aflenz, während zugleich der Bau einer anderen Tbc-Heilstätte in Stolzenwörth bei Puchberg, deren Projektträger das niederösterreichische Rote Kreuz gewesen wäre, abgesagt werden musste ; K.k. Ministerium für soziale Fürsorge, Mitteilungen, 1918, S.  128f. Der ungekürzte Bericht für das Jahr 1917 findet sich hier : AT- OeStA/AdR BMfsV Kb, Kt. 1360, 11941/1918. 20 K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1915, S.  50. 21 Staatsamt für soziale Verwaltung, Mitteilungen über Fürsorge für Kriegsbeschädigte, Wien 1918, S.  4 (370). 22 „Bitter rächt sich für Österreich-Ungarn jetzt der Mangel an geeigneten Anstalten, Lungenheilstätten und ähnlichen Einrichtungen und auch der Mangel an entsprechenden organisatorischen Einrichtungen von der Friedenszeit her. Während des Krieges ist manche Einrichtung geschaffen worden. Leider stockt jetzt die Bautätigkeit und nur die primitivsten Ersatzeinrichtungen können zur Ausführung kommen. […] Selbst die einfachsten Einrichtungen lassen sich jetzt nur mit Hilfe der Heeresverwaltung schaffen […].“ Ignaz Kaup, Kriegsbeschädigtenfürsorge und Sozialhygiene, in : Wiener Medizinische Wochen- schrift, 68 (1918) 41, Sp. 1789–1797, hier Sp. 1794. Zur Situation der Tuberkulosefürsorge in Österreich siehe die Aufzählung der in Österreich bis 1914 eröffneten Tuberkulosesanatorien und -volksheilanstal- ten bei Elisabeth Dietrich-Daum, Die „Wiener Krankheit“. Eine Sozialgeschichte der Tuberkulose in Österreich (= Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 32), München-Wien 2007, S.  196f, sowie die Tabelle der zwischen 1915 und 1919 hinzugekommenen Anstalten, ebd., S.  200f ; auf dem Gebiet des heutigen Österreich gab es bei Kriegsende etwa 3.000 Betten in Tuberkuloseheilanstalten, ebd., S.  203.
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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Titel
Die Wundes des Staates
Untertitel
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Autoren
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
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