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Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Seite - 118 -
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118 Invalidenschulung schulen in Wien-Favoriten bildeten nur eine Filiale des Reservespitals, wenn auch die größte und  – wie betont wurde  – den „Glanzpunkt“26 desselben. Als Barackenanlage auf Gründen des Ziegelindustriellen Richard von Drasche-Wartinberg am südlichen Wiener Stadtrand errichtet,27 war dieser Schulkomplex dermaßen groß dimensio- niert, dass er über Wien und Niederösterreich hinaus Bedeutung erlangte. Es waren die größten und am besten eingerichteten Invalidenschulen des Landes : Hier wur- den Kriegsbeschädigte aller Kronländer geschult, und aufgrund ihres ausgeklügelten Organisationskonzeptes sowie ihrer innovativen Prothesentechnik hatte die Anstalt Vorbildwirkung für die gesamte Monarchie. Niederösterreich verfügte damit als ein- ziges Kronland über die gesamte Palette von Ausbildungsmöglichkeiten für Kriegs- beschädigte.28 Zahlreiche Publikationen vermittelten reich bebildert einen Eindruck vom emsigen Getriebe in den Invalidenwerkstätten. 1917, als die Schulungen stärker von der medizinischen Nachbehandlung getrennt und die Sanitätsanstalten auf die Durchführung der eigentlich der Arbeitstherapie zugerechneten Beschäftigungskurse beschränkt wurden, erhielt das Reservespital Nr. 11 einen Sonderstatus. Es war fortan das einzige Spital, das vollwertige Berufsausbildungskurse anbieten durfte.29 Die Ausmaße der Anlage waren gewaltig. Sie umfasste 14 Schulungs- und Verwal- tungs- sowie 30 Unterkunftsbaracken, eine Anstaltskirche, einen Operationssaal, eine Leichenhalle, eine Desinfektionsstation und ein Arrestlokal. Es gab zudem einen Mu- sikpavillon, der von einer „Invalidenkapelle“30 bespielt wurde, eine Bibliothek mit Le- sesaal, ein Portiersgebäude inklusive Tabaktrafik. Alleen und Blumenrabatte schmück- ten den Komplex und gewährten, wie der Direktor betonte, „einen außerordentlich 26 AT-OeStA/AdR BMfsV Kb, Kt. 1364, 4580/1918, Protokoll der Sitzung in den Invalidenschulen v. 16.12.1918. 27 Adresse : Wien X, Schleiergasse 17. Die in der Zwischenkriegszeit gebräuchliche, aus dem Straßenna- men abgeleitete Bezeichnung „Schleierbaracken“ dürfte erst nach dem Krieg entstanden sein. Die ersten zehn Werkstätten waren noch in einem Schulgebäude in Wien X, Sonnleithnergasse 32 untergebracht gewesen. Die Übersiedlung in die Baracken erfolgte im August 1915 ; Josef Pokorny, Die Arbeitstherapie in den Invalidenschulen, in : Spitzy, Unsere Kriegsinvaliden, S.  78–83, hier S.  79. Die Baugründe wurden auf Basis des Kriegsleistungsgesetzes (RGBl 1912/236) angefordert ; AT-OeStA/AdR BMfsV Kb, Kt. 1382, 6941/1921. Teile das Areals gehörten dem Wiener Stadterweiterungsfonds bzw. waren öffentliches Gut ; ebd., Kt. 1403, 19472/1922, Vorakt 26951/1921. 28 Ebd., Kt. 1357, 2780/1918, Vortrag Bernhart, Über gewerbliche Berufsberatung und Invaliden-Schu- lung. 29 K.k. Ministerium für soziale Fürsorge, Mitteilungen, 1918, S.  129. Der gewerbliche Unterricht in den Baracken unterstand auch dem Ministerium für öffentliche Arbeiten ; K.k. Ministerium des Innern, Mit- teilungen über Fürsorge für Kriegsbeschädigte, Wien 1917, S.  268. 30 Spitzy, Unsere Kriegsinvaliden, S.  16 ; Klemens Dorn, Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirks, Wien 1928, S.  134f, zit. in : Mooshammer/Mörtenböck, Schleierbaracken, S.  7f.
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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Titel
Die Wundes des Staates
Untertitel
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Autoren
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
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