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Die Wundes des Staates - Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
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120 Invalidenschulung Leitung auf Ersuchen des Kriegsministeriums dem Ministerium für öffentliche Ar- beiten anvertraut wurde38  – um eine militärische Anlage handelte. Es war daher ein Leichtes, hier „eine wirkliche Überwachung, sowohl in ärztlicher wie in disziplinärer Beziehung“39 zu gewährleisten. Und diese schien den Verantwortlichen im Hinblick auf den Zweck der Anstalt auch berechtigt. „Alle Erfahrenen werden zugeben, daß eine gewisse, fest anziehende Disziplin, besonders in diesem Mittelding zwischen Spital und Leben notwendig ist ; der verweichlichende Einfluß des Spitals und nicht zum mindesten der darin waltenden Pflege macht ein etwas stramme- res Anziehen der Zügel notwendig, sonst würden sich die Härten bei der Rückkehr in das Erwerbsleben noch unangenehmer fühlbar machen […].“40 Die Kriegsbeschädigten waren in diesem „Mittelding aus Spital und Leben“ das Ma- terial, das durch genau festgelegte und arbeitsteilige Verfahren auf die „Rückkehr in das Erwerbsleben“ vorbereitet wurde. „Schon bei der Aufnahme des Kranken setzt die Arbeitsteilung ein. Jeder Aufgenommene muß nach den üblichen Reinigungsprozeduren eine Untersuchungs- und Beratungsstelle durchlaufen, die aus sieben Personen besteht : dem Operateur, dem Abteilungsarzt für Am- putierte, jenem für Contracturen, jenem für Nervenfälle, dem ärztlichen Leiter der Inva- lidenschulen, dem Leiter der theoretischen Kurse und dem sozialen Leiter.41 Je nach der Art des Falles wird er sofort dem zustehenden Arzte zugewiesen, der auf einer Krankenge- schichte […] alles wichtige einträgt.“42 Bereits zu diesem Zeitpunkt, also bei der Aufnahme im Spital, wurde festgelegt, wann der Kranke seine Behelfsprothese und wann seine definitive Prothese bekommen sollte, welche Abteilungen der Invalidenschulen er  – unter Berücksichtigung seiner Verlet- zung und individuellen Vorbildung  – zu besuchen hatte und wann ihm ein Arbeitsplatz zu verschaffen war. Der Durchschlag der Krankengeschichte ging an die Zentralkarto- thek im Zentralnachweis der Anstalt, wo für jeden Patienten eine Mappe angelegt 38 K.k. Ministerium des Innern, Mitteilungen, 1915, S.  66. 39 Spitzy, Orthopädisches Spital, S.  118. 40 Spitzy, Organisation, S.  16. 41 Die Leitung des Reservespitals war auf vier Personen aufgeteilt : den technischen Leiter (er überwachte die Ausbildung), den sozialen Leiter (er war für die Vermittlung der Geschulten zuständig), den ärzt- lichen Leiter (er war der Spitalskommandant) und den administrativen (ökonomischen) Leiter ; Spitzy, Arbeitstherapie, S.  2. 42 Spitzy, Organisation, S.  14.
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Die Wundes des Staates Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die Wundes des Staates
Untertitel
Kriegsopfer und Sozialstaat in Österreich 1914–1938
Autoren
Verena Pawlowsky
Harald Wendelin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79598-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
586
Kategorien
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