Seite - 261 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1
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Bon seinen vier Töchtern hatte zwei B.
selbst im Gesänge unterrichtet und zu
Sängerinnen gebildet; sie heirateten,
ciue den Capcllmcistcr Rcichardt,
die zweite den Capellmeister Wolff. —
Auch seine beiden Söhne, Friedrich Will).
Heinrich (geb. 1745) nnd Karl Hermann
(geb. 1748) waren ausgezeichnete Violi-
nisten und beide in der Capelle des Königs
Friedrich II. Als Familienvater war
B. vortrefflich, freigebig gegen die armen
Eltern und Geschwister, liebevoll gegen
Frau und Kinder. Im hohen Alter noch
gedachte er dankbar des blinden Juden
L übel, der sein Vorbild gewesen und den
er als den Begründer seines Leben«-
glücke« ansah.
Die Quellen siehe nach dem folgenden Benda
Georg.
Benda, Georg (Virtuose u. Com-
positeur, geb. zu Altbcnatky snach
Andern zu Iungb unzlau) in Böhmen
1722 snach Andern 1721), gest. zu Kost-
r і tz 1795), Jüngerer Bruder des Vori-
gen. Hatte mit weniger Schwierigkeiten
zu kämpfen wie sein Bruder, der ihn in
der Capelle des Königs Friedrich II.
unterbrachte. Im Jahre 1748 erhielt er
einen Ruf «ach Gotha, den er annahm;
dort ward er bald des Herzogs Liebling,
und konnte deu von ihm langst gehegten,
doch nie ausgesprochenen Wunsch, Italien
zu besuchen, erfüllen. Mit 44 Jahren trat
Georg diese Reise an uud traf in Ve-
nedig mit H a s s e, Capellmeister S ch w e i
z c r und seinem alten Freunde an« Dessau,
Rust, zusammen. Die italienische Musit
wollte im Anbeginn dem an dic ernste
Berliner Musik Gewohnten nicht gefallen.
Erst mehrmalige« Höre» befreundete ihn
mit dem Wesen derselben. Nach seiner
Rückkehr componirte er die Opern: .,Kro
riconosciuto" und „II ouon marilo,"
welche bei der Aufführung fehr gefielen.
Sieben Jahre lang war er in feinem
Wirten sehr glücklich, als ihn zwei schwere Unglücksfälle trafen: zuerst der Tod seine«
MAcens, des vielverehrten Fürsten
Friedrich III. ď 1772), und bann
jener seines Sohne« (f 1787), der ein
großes Musiktalent verrieth. Benda
wurde schwermUthig nnd erst, als nach
dem Theaterbrande in Weimar die
Seil er'sche Schauspielertruppe sich nach
Gotha flüchtete, belebte den düstern Mann
das Zusammentreffen mit seinem alten
Freunde Schweizer. B. begann wieder
zu schaffen. Da« vollendete Geberdenspiel
der Schauspielerin Brandes entzückte
Georg und er gerieth auf deu Gedanken
sden überdies I. I . R o u s s e a n schon einige
Jahre früher in Frankreich mit seinem
Pygmalion ausgeführt), ein Melodram
zu schreiben, wodurch die Kunst der Schau-
spieleiin, welche nicht singen konnte, mit
der Musik, welche ihr Spiel ergänzte, ver-
bunden wurde. Es entstand das Melo-
drama „Ariadne," welches B.'s Namen
berühmt machte, und womit er, al« er es
noch in späteren Jahren in Paris selbst
zur Aufführung brachte, schönen Erfolg
feierte. Der „Ariadne" ließ nun Benda
die „Media" folgen, worin er fchon viele
Stellen arienmäßig behandelte, und in
rascher Aufeinanderfolge erschienen nun
eine Menge von Opern und Operetten,
welche sich allgemeinen Beifalls erfreuten.
Da glaubte sich B. mit eiuemmale vou
seinem alten Freunde Schweizer vernach-
lässigt, nnd in übertriebener Empfindelei
ging er so weit, daß er seinen Posten
aufgab. Nachdem er ЗО Jahre an einem
Orte gelebt, machte er uuu eine Reise
durch Deutschland; aber nicht mehr der
lebenskräftige Mann war es, der eine
Reise machte, sondern der Grei«, der mit-
ten in seinein Lebensabende stand. Wan-
dermüde kam er heim und bat jetzt um
eine Pension von 400 Thalern, die er
auch erhielt, nachdem er einen Gehalt
von 1200 unaufgefordert aufgegeben hatte.
Nachdem er nun noch die schon erwähnte
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon