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Reife nach Paris unternommen hatte, um
seine „Ariadne" aufzuführen, zog er sich auf's
land nach Georgeuthal, eiuem 3 Stun-
den von Gotha entfernten Dorfe zurück.
Seine abnehmende Gesundheit gestattete
ihm aber nicht langen Landaufenthalt,
er zog nach Köstritz, wo er als Greis von
73 Jahren verschied. B.'s vorzüglichste
Composition«» außer den schon genannten
sind: Die Oper „Nei Dottar,!" (Clav.
Ailsz. 1776); — „walder" (Clav. Äusz.
1777); — „N«me° und Mie" (Clav. Ausz.
1778); — „Dn Hchlianer" (Clav. Ausz.
1778); —„Ima-nnd Mrbchrn"(Clav. Ausz,
1786); — „Das Findelkind" (Clav. Ausz.
1787); — „Orpheus" (Clav. Ansz. 1787).
Von B.'s „Ariadne" erschienen 4 Ausga-
ben, der Clav. Ausz. 1778; die Par-
titur mit deutschem und franz. Terte
1781; dieselbe für ein kleines Orchester
ohne Blasinstrument 1785, und ein Clav.
Ausz. nach der verbesserten Partitur 1782.
Außerdem erschienen von ihm mehrere
Clavieisonaten, Cantaten, Monodrame,
Clavier» und Violinconzerte, Siugstücke
u. a. m." Seine Compositioncn schildert
die Kunstkritik als „neu und eigenthüm-
lich, " Sein Talent beweist den de« wah-
ren Ausdrucks mächtigen und der rei»
neu Harmonie kundigen Meister. Seine
Conlpositiouen übertrafen an süßer Me
lobie und bedeutsamen Rhythmen die
Werke der meisten seiner Zeitgenossen,
In Tönen schilderte er die innersten Re-
gungen des Gemüths mit unnachahmli-
cher Trene. Sein eigenthümliches Gebiet
war das Cantabile, das gefühlvolle Adagio,
u»d das effectvolle Rezitativ. Al« Mensch
spielt B. in den „Legenden berühmter
Musikhciligen" eine originelle Rolle,
dem die Zerstreutheit ganz merkwür-
dige Zufälle bereitete, so z. B, bedeckte
er sich oft statt mit dem Hute mit seinem
zusammengedrückten Notenhefte; ein an«
dermal bediente er sich des Fingers einer
Dame als Pfeifenstopfei; in seinem Ent- zücken über die ihm vom Herzog gewählte
Erlaubniß nach Italien zu reisen, ver-
gaß er an Weib und Kind, und wollte abrei-
sen, ohne sich von ihnen zu verabschieden,
obwohl er beide zärtlich liebte; und als
eine Frau gestorben war, und die Magd
von ihm Geld zum Begräbniß verlaugte,
fuhr er sie mit dcu Worten an: „Hhrmzz!
ja, dass ich mich m>! suchen Dingen nich! abgebe,
gehl zu «einer Fr»» nnd iazzt euch »elches geben,"
Es ließen sich noch viele folche Züge aus
seinem Leben erzählen. Endlich war ihm
die Musik so verleidet worden, daß er vor
seinem Tode noch ausrief: „Jede Feldbinme
gewähr! mir mehr BernMgen »ls »!!e Musik," —
Sein Sohn Friedrich August (geb.
1746), dessen schon in dieser Skizze Erwäh-
nung geschah, und der vor dem Vatcr( 1787)
starb, hatte die berühmte Sängerin R i ctz
geheiratet, die sich dann von ihm schied,
und 1788 mit dem Flötenspieler Hein
vermalte; er stand in Diensten desHerzog«
von Mecklenburg und compouirte mehrere
Opern, darunter: „Dei Narbier n»n senüien"
und die „Cantaten," die alle schon ver-
gessen sind.
Oestr, National-Encyklopädie («on Grafser
und Czilann), (Wien 183Z, e Bde,) I, Bd,
S, 253, —Gerber (Ernst ludw.), Historisch-
biographisches Lecito« der Tonlünstler (Leipzig
1780, Bieitlopf, gì, 8",! I. Thl, Zp. I3l, —
Ersch ( I . S., nnd Gruber ( I . G,,, Ullg.
Encyklopädie der Künste und Wissenschaften
(Leipzig l«22, Gleditsch, 4»,) I. Sect, ?, Th.
S. 475. — Nouvelle LivLrapQie genéralo
... pudliee sous 1a clirsetion de ilr. le vr.
Hoster (ľuri» 1852) V, Ld, 3p, 33l, —
(Nroclhaus) Conversations-ke i^ton (10, Aufl.)
II, Bb. S, 42« (diese« und die 5s«uv, Lioßi-,
^onorale geben da« Jahr 1788 als sei» Todes-
jahr an), — Hiller (Johann Ad,», kebe»«-
beschreib»»»!!! berühmter Mnsiigelehitei und
TonMnstlcr (Leipzig 1784, Dyl» I, Bd, —
Teutsche Frauenzcltuug, redigili von Louise
M orez oll (Jena, 4°,) 1828, S, »64 u, 3?» ι
„Die Gelriider Benda" «on Adeline v, D.
>diese gilt de» 4, März l?8« al« «/«Todestag
a»,! — Abendzeitung, redig, »on Theo^Hell
(Dresden, 4°.) 1818: „Franz Benda und
Veido,"— Hil ler (Joh. Ad!, Nachrichten
und Biographien.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon