Seite - 273 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

273 zu Verbo va in derNeutraer Gefpaun- fchaft Ungarns 1741, im Gefecht erschos- sen in Madagascar nach Baur's richtiger Angabc in Ersch und Gruber am 23. Mai 1786, snach Andern Juni 1786, auch Juli 1785)). Sohn eines kaiserlichen Generals der Kavallerie wurde er iu Wien erzogen, trat 14 Jahre alt iu die tais. Armee, machte als Lieuteuant de» siebenjähr. Krieg, die Schlachten bei P rag und Schweidnitz mit, und trat 1758 aus der Armee, um zu einem Onkel nach Lithauen zu gehe», dcu er später beerbte. Indessen entrissen ihm seine Stieffchwc stein in der Heimat uach der Mutter Tod das ihm gebührende Erbtheil. Um sich zu beruhigen, machte er eine Neise durch Deutschland, Holland und England, und eben im Begriffe, nach Ostindien sich ein« zuschiffen, luden ihn 1767 einige polnische Magnaten ein, bei der Krakauer Coufö- deration einzutreten, was er auch that. B. wurde nach und nach Generalquar- tiermeistei, fchlug die Russen bei K li- menta, nahm Landslron iu Besitz, ward aber am 20. Mai 1769 iu einem Gefechte von den Russen gefangen. Als Gefangener erlitt er ein harte« Loos und wurde nach Kamtschatka gebracht, wo er sich aber durch sei» Schachspiel und son- stige Kenntnisse des Gouverneur« Nil o w Zuneigung erwarb, erst dessen Kinder uu- teirichtete, dann in kaiserliche Dienste aufgenommen wurde, und obgleich er schon in Ungarn eine Frau besaß, doch des Gouverneurs Tochter Aphanasia zur Arau uchmeu mußte, wollte er die günstigeWendung seines Schicksals sichern. Nun entwarf A, mit andere» Verbann ten cinen Plan zur Flucht, welcher ver- ratheu, aber durchB.'sMuth unbEntschlos- senheit dennoch im Mai 1771 ausgeführt wurde. Nach mancherlei glücklich über- standenen Gefahren und Abenteuern er« reichte B. am 28. August 1771 die Insel Formosa, welche er, da sie nur zu '/, von «Wulzlach, biogi. Chinesen besetzt, und ^ frei war, für eine europäische Macht in Besitz zu »eh» men gedachte. Am 19. Mai 1772 lan déte er in Frankreich, Sein Antrag, eine Colonie in Formosa zu errichten, wurde vonder franz. Regierung inden ihr geneh nieren, eine in Madagascar anzulegen, umgewandelt. Nachdem er die vom Gou» verncnr von Isle de sranee ihm in den Weg gelegten Hindernisse alle beseitigt, landete B. am 14. Juni 1774 in Mada- gascar und war dort mit allen anwoh- nenden Bewohner» in guter Freundschaft, so das; sie ihn zu ihre»! Oberiegenten ernannten. Die Colonie würde, wenn sie von Isle de trance unterstützt worden wäre, guten Fortgang gehabt haben; aber der Gouverneur der letztern legte B. nicht nur alle denkbaren Hindernisse in den Weg, sondern machte dem französ. Ministerium über de» Grafen folche Be- richte , daß dasselbe eine Commission zur Untersuchung abschickte. B. jedoch kam der Sache zuvor uud reiste 1776 selbst nach Paris, wurde aber so übel empfangen, daß er Frankreich verließ, wieder in öster- reichische Dienste trat, uud 1778 den Sieg bei H a b elschw e r d t gegen die Preußen erfocht. Doch schon 1783 reiste er nach Loudo», legte den britischen Ministern einen Plan vor, „Madagascar" in Eng- lands Besitz zn bringe», der aber nicht angenommen wurde. Nun reiste er, nach- dem ihm Privatpersonen für 4000 Pf. St. Waare anvertraut, uach Baltimore in Nordamerika, von da nach Brasilien, uud kam im Juli 1785 wieder in Mada- gascar an. Er wurde freundschaftlich aufgenommen uud legte eine Colonie an; bald fing er aber Feindseligkeiten gegen die Franzosen a», Nuumehr wurden 60 Mann reguläre Truppen von Isle de lranee gegen ihn abgesendet, uud A. ini Gefechte mit denselben am 23. Mai 1786 in die Brust getroffen, so daß er schou nach wenigen Minuten seinen Geist auf« 18