Seite - 287 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1
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habe». Außerdem beförderte er wesentlich
das Wohl des Comitate« durch gemein-
nützige Anstalten und andere gesetzliche
Einrichtungen. Er erklärte den Adel von
.lodd^'telk nach dem XI. Oesetzartikel
182l! fürnnspflichlig und mehrte dadurch
seine Feinde. Die Comitatssitzuug am
5, März 1842 wurde durch das Eindrin-
gen eines Haufens Betrunkener gestört,
welche laut riefen: „Wir zahlen keine
Steuern!" Beöthy erhob sich, kam mit
einiger Mühe zum Wort, und bevor er
noch feine Rede beendet, rief ihm die
Masse, welche seine Gegner hereingeführt
hatte, ein fchallendes „NI^Ln!" zu. —
Die Wahl zum Abgeordneten auf den
Landtag von 1843 übernahm er nur
unter der Bedingung, wenn der Adel die
Gemeinlasteu tragen wolle. Es geschah.
So weit schon hatte es der Eifer B eöt h n's
nnd seiner Partei gebracht. Nach dem
Landtag lebte er ohne Amt zurückgezogen,
übte aber trotzdem bedeutenden Einfluß
aus den Gang der Dinge ans. Auf den
Landtag von 1847/48 wurde seine Wahl
durch Ranke seiner Feinde verhindert,
nun ernannte ihn eine Volks »Versamm-
lung zum Commandanten der National
garde des gesammten Biharer Comitates
und an die Stelle eines zurückberufenen
Abgeordneten zum Repräsentanten auf
dem Landtag. Das Ministerium Bat
thy any ernannte ihn anf Verlangen
des Comitates zum Biharer Obergespan
und als solcher erschien er auch auf der
Nationalversammlung zu Pcsth im Juli
1848. Von hier wurde er als bevoll-
mächtigter Landescommissär in's untere
Lager, später in gleicher Eigenschaft an
die Stelle des Nikolaus Vay »ach Sie»
benbürgen geschickt; doch wegen einiger
Mißhellisskeiten übergab er diese Würde
dem Labislllus C s Kny i uud tam »ach
Debreczin zurück. Hier erhielt er am
5. April 1849 von K o s s u t h die Weisung,
nach Bukarest zu reisen, um daselbst wegen Handels- und Verkehrssachen Unterhand-
lungen anzuknüpfen. Den 9. April reiste
er ab, kam aber nur bis Kronstadt in
Siebenbürgen, da ihm der Eintritt in
die von den Russen besetzte Wallachei
verweigert wurde. Hier erfuhr er auch
die Unabhangigleits-Erlläruug vom 14.
April. Das Document, welches dieselbe
enthielt, tonnte er nicht zu Ende lesen,
und in seiner Entrüstung darüber warf
er seine Mütze zu Boden. Nach seiner
Rückkehr legte er die Obergcfpanswüide
nieder und wurde Abgeordneter auf dem
von Pesth nach Szegedin verlegten Land-
tag. Nach den Ereignissen bei Világos
gelang es ihm, gegen Ende November
1849 in's Ausland zu entkommen. —
Levitschnigg schildert Beöthy: „Die
Natur schien ihre ganze Kraft bei dem
Baue vou B.'s Lungen concenlrirt zu
habe». Ohne diese Guerillasstimme wäre
B. eine parlamentarische Null geblieben.
Er war ein Donnergott, der von Picke
auf gedient hatte. Seine dröhnenden Re»
den waren seine Ahnen. Wenn er einen
parlamentarischen Gegner überschrieen
hatte, gemahute uns der kleine Mann
immer an den alten Hauptmann aus der
kroatischen Militäigräuze, der während
der Nap oleo nischen Herrschaft den
geübten Fechtmeister eines Linienregimen-
te«, als ihn dieser Sieges sicher zum Duell
gefordert, in dem Momente die Hand
halb abhieb, da sich dieser eben en guarde
stellen wollte. Beöthy stand trotz seiner
manguen Kenntnisse durch Energie und
Scharfsinn hoch über den meisten Klopf»
fechten» des bezopften ungar, Liberalis-
mu« im Vormärz. Er befaß den Instinct
des wahre» Fortschrittes. Miß Pardee
schreibt über ihn als Redner: „Sein red-
nerischer Styl stimmt mit seinem Aenßer»
überein; er ist voll Muth, Freimüthig»
keit nnd Kraft. Nie schont er seinen Geg«
ner, wer es auch sein mag ; er lächelt und
schmeichelt nicht; seinAngriff ist derb und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon