Seite - 290 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

29S schwächliche Gesundheit begann mit 1851 sichtlich zu verfallen, und B. follte die- ses Jahr nicht überleben. Mit Ueberge- hung der politischen Gedichte B,'«, welche als Kinder einer bewegten Zeit mit der- selben dahingegangeu und vergessen wor- den sind, weil der schönste poetische Ge- danke in der subjectivcn leidenschaftlichen Erfassung der Zeitvcrhältnisse untergeht, ist Berchet bemeikenöwerth als Verfas- ser des erzählenden Gedichtes: „ľro/uZ/n ck ľargll," wovon eine französische Ueber- setzung erschien: „I^es ľn^itil« di?arß»,, ; librement de l'italien d" (I)idot,,1823 12".). Den Stoff zu den „FlüchOin^n »»n PaiM" bildet der bekannte Vorgang, daß die englische Regierung die Halbinsel Parga, als nicht zu den Dependenzen der joni- schen Inseln gehörend, dem Al i Pascha von Janina auslieferte. Den Parginoten war freigestellt worden, zn bleiben oder nach den Inseln auszuwandern. Sie wählten das letztere. Als nun den Par ginoten der Befehl zum Abzüge verkün- det ward, trat jede Familie aus ihrer Wohnung hervor. Es war eine stumme Scene; keine Klage wurde laut, keine Thräne floß. Die Männer und Jüng- linge, voran die Priester begaben sich zu den Gräbern ihrer Väter, grube» deren Gebeine aus, sammelten sie und schichteten einen Scheiterhaufen auf dem Platze vor der Kirche. Ihre Waffen zur Hand neh- mend, umringten sie den Holzstoß, dann legten sie Feuer an und blieben stumm und regungslos stehen, bis die Flamme Alle« verzehrt hatte. Während dieser trau- rigen Ceremonie erschienen an den Tho- ren einige von Ali's Kriegern, ungebul big, vou der Stadt Besitz zn nehmen. Die Bürger ließen den englischen Be- fehlshaberwissen: „Betrete ein einziger Ungläubiger den Boden Parga's ehe die Gebeine ihrer Vorfahre» vor Entweihung gesichert, bevor sie selbst und ihre Familien sich eingeschifft, so würden sie Weiber und Kinder tödten, und die Waffen in der Hand sterben, im Sterben Rache nehmend an den Käufern und Verkäufern ihrer Heimat." Eine solche Protestation in sol» chem Momente fand Gehör ; dem General Adam gelang es, das Einrücken der Mu- selmänner zu verhindern. Nachdem die Flamme ausgeglüht, schiffte sich das Volt ein, still und stumm wie zuvor. Dieß ist der Gegenstand des Gedichtes von Bei ch et. Alle Phasen dieser traurigen aber zugleich erhebenden Geschichte werden uns von B e r ch e t vorgeführt. Der geistreiche deutsche Vermittler italienischer Literatur Alfred von Neumont sagt darüber: „Wie die Erzählung lebendig und ergrei- fend, die Scenen mit Talent und Wahr heit geschildert, so ist da« Versmaß in seinem Wechsel der Stimmung und dem Moment sich anpassend, und das Ganze ein vollendetes Gemälde, während im leidenschaftlichen Schmerz des Griechen der de« italienischen Heimatlosen durch- und nachklingt. So ist das Gedicht V.'s beschaffen, das man immer mit Freude und reichem Gennsse lefen wird, während seine italienischen Zeitgcdichte höchstens von geschichtlicher Bedeutung sind, neben den tausend Kunimundsschädeln aber, aus denen die umgekehrten Alboine in den Versen ihrer neuen Tyrtaeen den schwe- ren Lombardenwein getrunken, alle Wir- kung eingebüßt haben." Allgemeine Zeitung. Beilage 1851, S. 74? ! „Zur italienischen Nekrologie, V, Giovanni Nerchet^^vonRIcumon)!. — St«gei(F, vr,), Ergänzung« - Lonuersation« - Lezilon (Leipzig », Meißen 1853, Lef.-s».) VIII, Bd, S, 10». — XuoviLgiinu Oiiionkrio lleßli uomini illustri (l'oen! eta ee. (Miaun 1854, ľ»««»!!, 1«°,) Ι, Ud, 5, «9 IM irrig Par is »l« B,'s Sterleori ani, Verchtold, Maria Anna Reichsfreiin von (Mozarts Schwester, geb. zu S alz burg 1751, gest. ebendas. 1820). Die ältere und den großen Mozart über