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teriicht in der Musik zu vollenden, will-
fahrten die Eltern feinem Begehren, und
um so lieber als der Onkel sie gut unter-
zubringen versprach. In München lernte
nun das Mädchen die deutsche Sprache,
erhielt Unterricht in der Composition, im
Gesänge und von einem Balletmeister
de« Hoftheater« in den für die Bühne
nöthigen Attituden, Bewegungen u, d. m.
Erst trat sie in abendlichen Privatcon-
eerten, später nl« Primadonna auf der
Bühne auf. Ihr Erfolg war ein glän-
zender, nicht blos in München, sondern
auch in andern Städten Deutschlands.
Mit einer vollendeten Schule verband sie
einen seltenen Zauber des Organ«,
Grazie und Reinheit in den Coloraturen
und ein tiefe« Verständniß im Spiele.
Von München begab sie sich nach Vene-
dig, wo sie neue Triumphe erntete, von
dort aber auf Wunsch des churfürstlichen
Hofes wieder uach München zurückberufen
wurde. Dort nun war sie ebenso durch
die Bedeuten heit ihrer Kunst, wie durch
oie Feinheit, Liebenswürdigkeit u, Tadel-
losigkeit ihres Benehmens die Zierde nnd
der Liebling der höheren Gesellschaft.
Einem Rufe nach Wien folgend, lernte
sie den berühmten Schüler San Mar»
tini's, den Milsiklehier der unglücklichen
Maria Antoinette, den Meister
Gluck kennen, welcher für die große
Sängerin so enthusiasmirt war, daß er
ihre Gesellschaft jeder andern vorzog.
Gluck sagte von ihr, „daß sie es verstand,
in die deutsche Sprache de» ganzen
Schmelz des italienische!! Idioms zu über-
tragen, und baß kein anderes Weib und
selbst eine geborue Deutsche nicht im
Staude sei, eine so harte und schwere
Sprache mit ähnlicher Leichligkeit nnd
Grazie zu spreche», wie sie." Gluck, hin-
gerissen von ihrer Kunst, componirte für
sie die^Alceste," worin sie 1764 in Wien
zum ersten Male die Titelrolle mit glän
zendem Erfolge sang. Neue» Anträge» Folge leistend, sang sie nunmehr auf dem
herzoglichen Theater in Parma, bann in
Mailand, Toscana, Neapel, und eben
als sie nach Frankreich reisen wollte, er-
hielt sie einen voitheilhaften Antrag nach
London, den sie annahm. Indem sie sich
ein bedeutendes Vermögen durch Aus-
übung ihrer Kunst erwoiten, und damit
ihre dürftigen Eltern unterstützt halte,
zog sie sich nach und uach von der Bühne
in's stille, von schönen Erinnerungen ge-
feierter Triumphe erfüllte Privatleben
zurück.
Üü22etl» mu«ic«!e äi lUililllo (lUcoräi 185Z, 4°.!
^iiuu XIII. 5!r. 51. 52,
Beinllslillll, Antonio (Mimiker
aus Mailand). Setzte auf einer gegen
Ende der 30gei Jahre unternommene»
Rundreise durch Europa, noch dazu wäh-
rend jener Zeit, da Klischnigg an der
Tagesordnung war, mit seinen Kunst-
stücken alle Welt in die höchste Verwun-
derung. Er producirte eine Gelenkigkeit
des Körpers, die in ihren Wirkungen
an's Dämonische gränzte, In seinen
Sprüngen, in der Zusammenlegung des
Körpers war er unerreichbar. Nament-
lich gelang c« ihm, die Bewegungen der
Affen, deren Natur er bis iu's kleinste
Detail stndirt und abgelauscht, nachzu-
ahmen. Sehr unterstützt ward er in dieser
Fertigkeit durch seine ganze Persönlichkeit.
Er war schmächtig, mit markiitem bleichen
Gesichte, feurigen Augen, schwarzem krau-
sen Haare nnd ebensolchem Barte. Wenn
er sich nun blau, roth und braun ange-
strichen hatte und im Affenfell steckte, so
war dic Täuschung frappant. Um den
Man» und scine Kunst doch zu charakte»
rísircn, sci hicr n»r Eine seiner Prod»
ctíoucu erwähnt. Auf einer feukrecht
stehenven Leiter kletterte er mit der Be»
hendigkeit einer Katze hinauf und hielt
sich, ohne die Hände zu gebrauchen, mit
dem einen Fuße oben an einer Sprosse
und mit dem andern unten fest. Nach
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon