Seite - 330 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

330 immer von der Direction des Theaters an der Wien. Es war dies sehr gegen seinen Willen und feine Berechnung ge- schehe». Vergeblich ließ er dem Käufer, dem Director Pokorny um 50,000 fl. mehr anbieten ; V, ward auf sei» Theater au der Donau gewiesen, dcsfen langst projectirten Umbau er auf das Eiligste betrieb. In 6 Monaten war da« neue Schausvielhaus, nach ihm (Carl-Theater) genannt, fertig, und wurde schon am 20. Dec. 1847 eröffnet. Aber B.'s Unter- nehmungsgeist und Glück waren im Wei- chen begriffen. Da« Jahr 1848, in wel- chem er die Nolle des Hannswursts von der Bühne iu's öffentliche Leben über- trug, wirkte noch ungünstiger auf sein Institut, und der glänzendste Erfolg der bis an feinen Tod bewahrten Thätig- keit concentrirte sich in der Acquisition de« Komikers Karl T r e u m a n n (s, d,). Im I. 1854 machte ein wiederholter Schlag- anfall seinem Leben ein Ende. Es ist nicht leicht, die widersprechenden Mei- nungen über diesen Mann in ein kurze« Urtheil zusammenzufassen. Freunde und Feinde, die ihn umgaben, hatten meist beide Gelegenheit, entweder mit allem Rechte seine Lichtseiten darzustellen, oder seine Schattenseiten preiszugebe». Je- denfalls war er ein Mann mit nicht un gewöhnlichen Talenten, die sich in jener Sphäre, welche ihm zur Wirksamkeit an- gewiesen war, bis zu den höchsten Fertig- leiten steigerten. Sein Biograph Friebr. Kaiser nennt seine schätzensweithen Ei» genschaften: Consequente eiserne Wil lenskraft, — Schaifsicht, — Geschäfts- pllnctlichkeit, — rasche Fassung der Ent- schlüsse und Ausdauer í» Ausführung derselben, ferner ein überaus höfliches, leutseliges Benehmen." Aber anderer- seits gab er anch nur zu häufig Gelegen- heit, ihn zu verdammen, n, z. zunächst vom Stllndpuncte der Kunst und der Hu- manität, indem er erstere so oft mißbraucht hat, und ihm letztere gegenüber feiner Truppe fremd war. Ihm war die Kunst nur ein Mittel, Geld zu erwerben, und hier liegt der ganze Kern und das Geheimniß seiner Thätigkeit. Dieser sein steter Hinblick auf die Vermehrung der irdischen Güter führte ihn auch, gegen- über seinem Personale und Allen jenen, welche mit ihm in näheren geschäftlichen Verkehr traten, — und Geschäft war ihm auch der geistige Verkehr mit Dichtern u. Schriftstellern — zu Handlun- gen nicht zu entschuldigenden Geizes und Schmutzes ; ja selbst in seinem Testamente legte er noch Beweise davon nieder; noch übcvs Grab hinaus erstreckte sich eine seiner „schätzenswerthen Eigenschaf- ten:" die „Geschäflspünctlicbkeit." Es ist hier nämlich von jenem Puncte de« Te- stamentes die Nede, in welchem er seine Erben ganz besonders aufmerksam macht, die Engagementsverträge mit den Mit- gliedern des Theaters nie für b í n b e n d e r zuhalten, als er selbst sie jederzeit ge- halten hat! Was die Kunst durch ihn ge- wonnen oder verloren, wird cíne spatere Geschichte der Literatur und Kunst wohl deutlicher sagen löunc»; jetzt schon aber darf man der Meinung feiu, daß die Knust, wenn sie Zwecken ausschließlich zu dienen hat, wozu B. sie gebrauchte, jedenfalls in ihrem Ansehen und ihrer Würde verlieren müsse. Kaiser (Friedrich), Theater - Director Carl, Tein keben und Wirlen — in München und Wien mit einer entwickelten Schilderung sei- nes Charakters und seiner Stellung zur Volksbühne, 2, Auf!, (Wien 1854, Sallmayer n, Co.), — Gämmerler (Franz!, Theater- Director Carl, sein Leben und sein Willen, Mit einem farbige» Titelbilde (Wien 1854, I, V, Wallishansser», — Frankfurter Kon- ueisationMatt vom 2, Juli 1842, Nr, 18«, — Beilage zu Nr, 54 de« „Adlers" (heraus- gegeben in Wien von Groühofjingei! 1841: „Herr Director Carl, seine Bühnen, seine Schauspieler, seine Dichter," — Der Ungar, herauKgeg, », redigirt von Hermann Klein (Pesth 1842! I, Jahrg. Nr, 162: