Seite - 343 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

343 und Stelle zu orientiren und verführte ,wirklich selbst auf dem Poprad, Dunajec und der Weichsel eine Parthie ungarischer Weine. Die literarische Frucht dieser Neise waren Bruchstücke seines Reife journals, welche im „Freimüthigen" von Kotzebue und Kuhn in Berlin und in den „Vaterland. Blättern für den östr. Kaiserstaat" in Wien erschienen. Napo- leons Continentalsystem veranlaßte B., eine Preisfrage auszuschreiben, in welcher der asiatisch-europäische Welthandel vor« züglich vom historischen und statistischen Gesichtspimcte aufgefaßt und beantwortet werden sollte. Die staatswissenschaftlichcn und commerziellcn Ansichten beizufügen, behielt sich B. selbst vor. So erschien denn auch die Schrift : „Inzichten des »liatisch- europäischen Welthandels nach dem jetzigen Heit bednrsniss" (Pcsth 1808, Eggenberger). Dieselbe hatte im histor,-statistischen Theile Dr. G. K. Num y gearbeitet uud dafür von B. den Preis von 100 fi. erhalten. Den politischen und cominerziellen hatte B. hinzugefügt. Im Jahre 1814 arbeitete B. diese Schrift um und Graf D e s e w f f y übersetzte sie in's Magyarische, welche Uebersetzung im 4. Hefte de« luäo inanias L^üMmsn^von 1817 erschien. Seit 1802 botheiligte sich B. an mehreren in« und auslcindischen periodischen Schrif- ten ; so erschien von ihm im „Magazin für Geschichte, Statistik und Staatsrecht des östr. Kaiseistaates" (Göttingen 1806, Vandenhoek und Ruprecht) im I. Bd. S. 3—49 : „Nruchztncke aber den Instand der Naneen in Nog^n" u. S. 69—145: „Aeber den migiriiHlii Aeichskg im 2, 1805" ; bei Aufsatz „Neber die ungarisch-nordische Handels «esellzchall" (ebenda S. 50—65) ist nach B.'s handschriftlichen und mündlichen Daten von dem anonymen Herausgeber jener periodischen Schrift gearbeitet; im „Weimarer Opftosilionsblatte" 1820: „Beitrage >»! Geschich» der neuesten Neoriirkun gen der Pllltttianteii in Nngarn iwich de» Kath»- lischen slerns." Sein letztes und wichtigstes Werk, das er kurz vor feinem Tode be» endet und das erst ein Jahr nach deinfel» ben die Presse verließ, ist: „Nachrichten über den jetzigen Znstand derOuangelizchen in Ungarn" (Leipzig 1822), welche« Werk aber nicht mit seinem früheren, anonym erschiene» nen: „Veker den gegeimärtigln Instand d« Protestanten in Ungarn nntei der Regierung de« Raisers und Königs Franz II." (Göttingen 1803, Vandenhoek) zn verwechseln ist. Auch war von ihm: „De ^ru/ubito tran «il» Ollt/lolicorum «cl ecclelillm vangeli cum s«, a,)" erschienen. In den letzten Iahreu war B.'s Gesunbheit sehr ge» schwächt und er durch gichtische Anfälle hart geplagt worden. Der Tod überfiel ihn plötzlich in Ausübung feiner Amts» geschafte. Doch wurde er schon 1818 für todt ausgegeben und B. las selbst seinen Nekrolog in den „Vaterland. Blättern für den östr. Kaiserstaat", im „Preßbui« ger Unterhaltungsblatt" und in R « sle r s „Ofner gemeinnützigen Blättern." In Handschrift hinterließ er eine gediegene „Abhandlung über d»z Militärsystem in Vngain," Auch foll er ein politisches Werk über Ungarn, das aber erst nach seinem Tode herauskommen und der Nachkommenschaft seine vieljährige vielgeprüfte politische Ueberzeugung mit Freimüthigkeit, Wahr» heit und Vaterlandsliebe überliefern sollte, vollendet haben. Wohin aber das» selbe gekommen, ist nicht bekannt. B.'s Charakter war der Inbegriff von Huma- nität , er war Feind des Hochmuths und fremd den Standes» und National-Vor» urtheilen. Wahrheit und Recht, wofür er mit Wort und Schrift kämpfte, waren ihm stet« heilig. Ein zärtlicher Gatte und Vater suchte er Erheiterung im Lesen römischer und deutscher Classiker und in Musik. Da er sich vorzugsweise durch ausländische Literatur gebildet, so ver» nachlässigte er, und dies mit Unrecht, die magyarische Sprache und Literatur und