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le Dr. Holler (ľni» 1853) V. VH, 8?, »01,
— (Vrockhaus) Conuersat^Leriton (l0, Äufl,)
(Leipzig 1821) II, Nd. S. «32.
zelrdj, Stephan (ungar. Land«
t a g s a b g e o r d u e t e r, Publizist und
Philautrop, geb. zu Szerdahely
im Oedeuburger Comitat 28, Nov. 17W,
gest. zu Hioja im Toluauer Comitat 6.
Mai 1856). Gatte der Vorigen. Er
besuchte die Schulen zu Oldenburg uud
Prcßburg, siedelte sich dann im Toluauei
Comitate an und ward mit dem alten
Daniel Csap« dessen Reformator und
Schöpfer cine« alle« Edle bezweckenden
Gemeingcisteö. Schon in den Jahren
vor dem Landtage von 1825 stand Vc-
zeredj unter oeujeiiigcn, wclchc für die
Anfiechthaltnng der Rechte ihrer Nation u,
ihres Königs einstanden. Auf dem Landtag
von 1830 ist er bereits als Abgeordneter
zugegen uud beschäftigt sich hauptsächlich
mit der Regelung der Urbarialverhält-
uisse, wo sich bereits sei» philantropischer
Geist, wie auch später auf dem Landtage
vou 1832/6 in hervorragender Weise be»
uilundete. Ans dem Landtage von 1843/4
war er auf's Nene Abgeordneter des
Tolnauer Comitales. Zum Landtag
von 1847 wurde er nicht gewählt. Ans
allen Landtagen, wo er zugegen war,
übte er als das eifrigste Mitglied der
vernünftig Liberalen und als eiuer der
bedeutendsten und gediegensten Redner
großen Einfluß ans. Ueberhaupt that
sich B. als Redner durch seine vielseitige
Gelehrsamkeit und ästhetischen Geschmack
hervor. Seine herrlichste Rede hielt er auf
dem LlMdtage 1844, als er für die Ab-
schaffung der Todesstrafe das Wort crgrifs,
Anch bei Begründung nützlicher Vereine
nahm B e z e r edj nicht nur durch Worte,
souder», auch durch bedeutende Geldopfer
uamhafteu Autheil. Die meisten Vereine
zählte» ihn zu ihrem Mitgliede, bei vielen
war er auch einer der Begründer uud
Direttore«. Zu Hidjan errichtete er eine Kleinkinder-Bewahranstalt. Er war der
erste, welcher mit seineu Unterthanen zur
unter günstigen Bedingungen für diesel-
ben Verträge schloß und dadurch seine
umanislischen Ansichten verwirklichte.
Auch pstauzte er auf feinen Gütern deu
Maulbeerbaum, betrieb nicht ohne Erfolg
die Seidenzncht und bildete selbst einen
Verein zur Hebung der vaterländischen
Seidenzncht; früher fchon hatte er im
Tolnaner Comitat eiueuVerein in'sLeben
gerufen, der sich verpflichtete, nie eiu
anderes als im Baterlande erzeugtes Tuch
zu benutzen. Auf dem Landtage von 1840
sprach B. der erste den Grundsatz einer
allgemeinen Besteuerung aus, wodurch
er sich Stephan Sz e che n y i's Mißbilli-
gung zuzog. Schon 1838 gründete er zn
Szodros ganz im Geiste seiner philantro-
pischen Grundsätze eine Colonie, welche
so guten Erfolg hatte, das; sie gegenwärtig
einen Complex von 150 Häusern bildet,
worin Wohlhabenheit herrscht. Beze-
redj's flammende Begeisterung für die
Menschheit, für Recht und Wahrheit haben
ihn wohl auch zu Uebertreibungen verlei-
tet , wodurch er sich oft dem Spotte kalt
berechnender Politiker ausgesetzt hat.
Sein Aeußeres, seine glatte hohe Stirne,
seine ganze Kopfbildung erinnerte an die
alten Weisen Griechenlands, und die Vor-
träge des ästhetisch gebildeten, in den Clas»
sileni bewanderten Redners hatten eine
echt antike Färbung, wodurch er sich nicht
ohne Grund den Namen des „ungarischen
Demosthenes" erworben hat, Anch in der
Publicistík leistete B. Lobenöwcrthcs und
im ,, kesti Hiring erschienen mehrere
Artikel von ihm, welche im Sinne der
Centralisation geschrieben sind, zn welcher
Partei B. gehörte. Der Verfasser der
„Ocluís" schildert B ez e r e d j folgen-
dermaßen : „B. ist Ungarns größter
Quakker, Man hält ihn für eiu Genie
und aus reiner Ehrlichkeit trachtet er das
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon