Seite - 368 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1
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Gegentheil zu beweisen... Er besitzt viel
Geist und eine große Beurtheilungsgabe;
nur Schade, daß ihm beide eutflichen, so-
bald er in der Mitte seiner Gefühle und
Ideen zu monopolisiren beginnt. Ma»
betrachte ihn nur, wenn er für eine Frage
entstammt ;—wie er erröthet, seine Auge»,
seine Stimme, sein Körper weint; seine
Thränen sind drastischer als feine Worte.
Seine Lieblingsidee ist die Philantropie,
auf die er mit innerster Frende hinweist;
das ist seine Religion, sein Theokratisin,
für welchen er selbst Märtyrer werden
möchte. Tarin weicht er von der eigen-
nützigen Philantropie Benthams ab,
Seine Philantropie steht außerhalb eines
jeden socialistischen Systems. Er ist ein
Philantrop, einer der edelsten Ungarns,
er kann aber für keinen Staatsmann
gelten; — und wenn je B.'s Parlei an's
Ruder kommt, so wird sie sich genöthigt
fühlen, für Bezeredj — wenn man
ihn zu bewegen wünscht — ein eigenes
Portefeuille derPhilautrovie zu gründen,"
Im Jahre 1848 wurde er von Seite des
Tolnauer Comitale« zum Volksvertreter
gewählt uud blieb es bis zur Katastrophe
von Villagos. Seine erste Gattin Ama-
l ias, d. Vorige) verlor er im 1.1837;
mit ihrer Schwester Etelka (b. i. Adel-
heid) vermalte er sich kurz vor dem Aus-
bruche der Revolution. Als er starb,
kündete „resti Kaplü" Nr. 221 seinen
Tod mit folgenden Worten an: „Nach
der Reihe sterben unsere Große» ans.
Gerade jetzt traf die Nachricht von dem
Tode Aezeiedj's ein. Am 6. März
starb er in Folge eines Nervcnfiebers."
In seinem Vaterlande uennt man diesen
Apostel der Voltkerzichnng den „»»gari-
schen Wilberforce" ; uud wie hoch er in
der öffentlichen Achtung stand, beweist
das Prädicat, das ihm als Redner gegeben
wurde: man nannte ihn die „cwigeWahr
heit". Seine zweite Gattin Etelka,
gleich ihrer vortrefflichen Schwester eine Wohlthäterin der Gegend und eine der
edelsten Töchter Ungarns, überlebte den
Vortrefflichen.
Ihadd kori isinoretek tilrll, d. i. ungar. Con-
vers-Lexilon der neueren Zeit (Pesth 132»,
Heckenast) I, No, S, «23. — Levitschnigg
(Heinrich Nitter v,), Kossuth und seine Ban-
»erjchaft (Pesthi850, Heckenast, 2 Thlc,) II, Th!,
S, 185. — Der Pester Vote, Großer gemein-
nütziger Kalender für das I, 185? (Pesth, Lan»
derer u. Heckenast, 4°,> III, Jahrg. S, 74, —
Wanderer (Wien, Folio) 1856, Vir, 123, —
Allgemeine Zeitung, 185L, Nr, ?8, T, 1238, —
Pester «loNd (Pesth, Fol,) 1826, Nr, «5, —
Der Ungar, herausgeg, «on Hermann Klein
(Pesth 1842, 4»,> I, Iahrg, Nr. 841 „Oeffent-
liche Charaktere Ungarns," — (Brockhaus)
Conuersations-Lezilon (10, Auflage) II, Bd,
2, l>35, — M ey er (I), Das große Conver-
sations - Lexikon für gebildete Stände iHild-
burghausen 1842, Vibl, Inst,, 8°) TupPl,
I, Nd, S, 144.
Bezetzny, Franz (Mechaniker, geb.
zu Noschowitz bei Friedet in Schlesien
in den letzten Decenniën des vorigen
Jahrhunderts, gest, (?). Da keine Schule
dort, wo er mit seinen Eltern lebte, sich
befand, so erhielt er nur den nothdürftig-
sten Unterricht. Zu gleicher Zeit fchnitzte
er allerlei kleines Hausgcräth, das durch
seine Zierlichkeit allgemein so sehr gefiel
und gesucht wurde, daß die Fiiedeker
Tischlerzunft Beschwerde führte, doch
auch erklärte, sie wolle ihm freie Aus-
übung ihres Gewerbes gestatten, wenn er
die Zunftgebühreu entrichte. Statt aber
Tischler zu werden, wurde B. Student;
begab sich ans das Gymnasium zu Nauden
in pr. Schlesien, von wo er 1801, als das
Gymnasium daselbst aufgehoben wurde,
in seine Heimat zurückkehrte. Nun be-
suchte er das Gymnasium zu Teschen,
beschäftigte sich aber nebenbei mit mecha-
nischen Arbeiten. Noch hatte er keine
Kenntniß der Mnsit, Nun »ahm er llii-
terricht ans dem Fortepiano, eigentlich in
der Absicht, um dergleichen Instrumente
selbst verfertigen zu tonnen. Thatfächlich
führte cr den Gedanken aus und schon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon