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mußte er sich uach Fonte Avellana bege-
ben, wo er die Logik lehrte nnd das denk-
würdige Gemach bewohnte, in welchem
dereinst Peter Damiani nnd Dante
gewohnt hatten; bort erwarb er sich jenen
großen literarischen Nuf, den er dann
benutzte, um den Sinn für Wissenschaft
und Knnst zu wecken. Von dort folgte er
cinem Rufc des Erzbischofs von Montreale,
Franz Testa, wo er die Leitung eines
Seminars und Collegium« übernahm.
Fast mit allen Akademien in Palermo in
Verbindung, sandte er an dieselben, oder
las in denselben die Abhandlungen über
Gegenstände, die gerade damals an der
Tagesordnung waren. So entstanden
seine Widerlegung des Rousseau, seine
„Mcitt^ioni «ull» /elicila" und seine
Uebersetzung: „saggi politici" des David
H ume u. in. a. So wurde B. der Chor-
führer der au« Frankreich nach Italien
gebrachten Literatur, welche in, Sicilien
den Namen der „galanten" erhielt, wie
mau auch die Akademie des Fürsten von
Ca m pofra neo nannte, wo diese Art
Literatur am mosten gepflegt wurde, »m
diese Zeit wurde B.'s Mäcen der Fürst
R a f f a d al i vou dem Könige von Neapel
nach Dänemark als Botschafter gesendet
und der Fürst »ahm nun B. als seine»
Secretar mit. Im Hcrbst 1774 schifften
sich Beide in Palermo ein, landeten in
Tonlou, setzten die Reise durch Deutsch-
land fort, wo sie Klopstock und andere
Schriftsteller besuchte» und gingen über
Amsterdam nach Kopenhagen. In diefer
Stellung hatte B, Muße genug, seinen
schriftstellcrifche» Neigungen zu leben und
so cutstaudcu die Briefe über die litera-
rischen und künstlerischen Verhältnisse
Dänemarks, welche er später in einem
Bande gesammelt hciansgab. Nach zwei-
jährigem Aufenthalte in Kopenhagen
wurde R a f f a d ali als Botschafter nach
Portugal versetzt, 1776 reiste B. mit ihm
an seinen neueuBeslimmungsort und beide gingen vorerst über Flandern nach Paris.
Hier wurde N. mit den Encyklopädisten,
mit Bnffon, d'Alembert, Rousseau
bekannt; diesen letztern besuchte er, was
doch mit einigen Schwierigkeiten verbun-
den war. In Bordeaux lernte B. den
berühmten Montesquieu kennen und
wohnte einer Akademiesitzung bei, in wel-
cher er einen Vortrag in ital.Sprache hielt.
Endlich in Madrid angekommen, fühlte
er seine Oesuudheit so angegriffen, baß
er den Fürsten um seine Entlassung bat.
Er reiste nun nach Mailand, wo er den
erleuchteten Grafen Firmian kennen
lernte. Dieser wollte nun Bianchi nicht
gerne ziehen lassen und um ihn zu fesseln,
schuf er eigen« für ihn die Lehrkanzel der
Moralphilofophic zu Cremona. Nun ver
ließ Bianchi seine Vaterstadt nicht wie«
der. Hier in seiner Stellung als Pro-
fessor der Philofophie, womit er den Posten
eines Bücherrevisor« verband, beschäfti-
gend sich mit archäologischen uud biogra-
phischen Arbeiten, wurde B. bald eine lite-
rarische Notabilität und wirkte in gleicher
Weise wieBettinelli (s.d.S.357) im
nachbarlichen Mantna für die Belebung
der Wissenschaft. Er war gleichsam der gei-
stige Mittelpuuct : an ihn liefen von ganz
Italien die Briefe über Wissenschaft und
Kunst ein, und bei ihm versammelte sich
anch Alles, um das Neueste darüber zu
erfahren. Bianchi wollte sich schon lange
vorher sccularisiren lassen, aber der auf
ihn eifersüchtige Orden verweigerte ihm
dies uud B. mußte auf Befehl seines Ge-
nerals iu's Kloster 8ai>t,a «üatei-iiia ein-
treten ; zwei Jahre später, als sein Kloster
aufgehoben wurde, wurden seine Wünsche
erfüllt nnd nun lebte der Gelehrte der
Wissenschaftuud Tugend, bis er im Winter
1808 iu's bessere Jenseits hinüberging.
Bianchi'« Werke, welche im Drucke er-
schienen, sind sehr zahlreich. Lancetti
zählt deren 115 auf, wovon die Vorzug»
lichsten folgende sind : ^
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Band 1
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Abel-Blumenthal
- Band
- 1
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1856
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.18 x 19.61 cm
- Seiten
- 506
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon