Seite - 424 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

424 wurden alle Fiaker Wiens verhört, wen und wohiu sie in der angegebenen Stunde jenes Tages geführt hätten. Einer der letzten sagte ans: Er habe einen selchen Herrn wie der, den man ihm beschrieb, aus der Leopoldstadt zum bezeichneten Gewölbe und dann zurück i» die Lcopold- stadt zu einem Sattler geführt. Der Saltler wurde vorgerufen nnd berichtet, jener Herr sei der in Wicu wohlbekannte und angesehene Graf Jarosz i n sli gewesen. ( I . ließ sich Graf nennen, welches ihm, da er Kriegsdebntirter und Inhaber einiger kleiner russischer Orden war, leicht wurde,) Vorsichtshalber wurde nun Iaroszinsli's Wohnung sogleich beobachtet und mau erfuhr, daß er auf den nächsten Tag früh Postpferde bestellt, heute aber noch mehrere Personen zu einem Mittagsmahle eingeladen habe. Um zwei Uhr Nachmittags begab sich ein Polizei-Obercommissär mit der nöthigen Bedeckung an der Scite des Kaufmann«, bei dem I, die Obligationen verkauft, in dessen Wohnung, wo dicscr eben bei einem Bankett saß, dem unter andern die so beliebte Schauspielerin des Leopoldstädter Theaters, Ther. Kron es beiwohnte. Der Bediente mußte I. herausrufen und als den in's Vorzimmer Getretenen der Kauf- mann sogleich als den Verkäufer der Obligationen erkannte, wurde I. ohne ihm Zeit zu lassen, sich zu fassen, airetirt und in einem bereit stehenden Wagen auf die Polizei gebracht. Ällein sowohl im eisten summarischen Verhör, als in den folgende» blieb er hartnäckig beim Lang- neu und den Verkauf der Obligationen entkräftete er durch dic feste Behauptung, er habe dieselben wenige Tage vor der Ermordung Blanks von ihm gekauft. Die Zeugeuverhöie wurdeu unn mit dem größten Eifer fortgesetzt und dicse wie die in I.'s Wohnung vorgenommene Durchsuchung, bei welcher man einen Theil des Gelbes, die Mordwerlzeuge und sogar die blutbefleckteu Kleider fand, steigerten die Inzichten zur Gewißheit. Endlich, nachdem man nach und nach durch d.'s Resultat der Zeugenverhöre cine Lüge nach der andern in seinen Aussagen aufdeckte und ihm vorhielt, wurde er tleinmüthig, weinte ganze Nächte nnd gestand endlich am 20, Mai sein Verbrechen umständlich, woraus er an, 30, Ang. in Wie» bei der Spinnerin am Kreuz durch den Strang hingerichtet wurde, I. war ungefähr 34 Jahre alt, gebildet, sprach geläufig mehrere Sprachen und hatte die meisten Städte Europa's besucht. Auf seinem Gute iu Podolien verließ er eine junge Frau und zwei Kinder, deren Namen er so rief befleckt hatte. Ueber I.'s Verhalten im Kerker hat der ihm beigegebene Seelsorger das unten in den Quellen angegebene Tagebuch ge- führt, welches mehrere Bogen stark, von psychologischer Wichtigkeit ist. Noch eines Umstandes muß dabei gedacht werden, der zu merkwürdig ist, um hier übergan- gen zu werden. Als zehnjähriger Knabe war Severin Iaroszinski Zögling in der damals vielbeliebten Pleban'schcn Erziehungsanstalt, welche auf dem hohcn Markte im freiherrlich S i n a'fchen Ge- bäude, das gerade gegenüber dem Schraň« nengebände gelegen war, sich befand. Rohheit, wildes Gemüth, Zügellosigkeit traten damals schon bei I. hervor. Eines Tages als aus dem gegenüberstehenden Schrannengebäude eben wieder ein Ver- brecher zum Tode abgeführt wurde, trat die Frau Pleban mit dem jungen Menschen au das Fenster, wies ihm die Scene nnd bat ihn mit der Zärtlichkeit einer liebenden Mutter, sich bei Zeiten zu bessern, widrigenfalls ihm vielleicht auch solch ein entsetzlicher Weg bevorstehe. Thatsächlich trat I. 24 Jahre später aus dem nämlichen Hause heraus, um zum Hochgerichte abgeführt zu werden. Dem Gemordeten, der sich durch seinen streng«