Seite - 438 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Abel-Blumenthal, Band 1

438 Textes, und Witzsunken gar nimmer en- digen, und bei einer so fruchtbaren Witzes- adel muß man eben ihm mehr Zuge- ständnisse machen, als irgend einem An- dern. Seine Aeneis, dieses Product des Witzes in seiner Culmination und Ab- schweifung ist noch durch kein anderes Werk weder der deutschen uoch fremden Sprache überboten. Sonst als Dichter zeigt sich B. als Mann, der immer Edleres zu schaffen fähig war, der aber seine Muse mit Satyr und Comns buhlen ließ, weil ihr diese Gesellschaft eben am meisten be- hagte. Daß B. reiche Begabung zum lyrifchen Dichter voll Schwung und Ge> dauken in sich trug, wird Niemand be» zweifeln, der seine Gedichte: „Zn die N» na»" ; — „Meine Wünsche" ^Vergleiche uu- ten die in Musik gesetzten Gedichte B.'s, Ni.XIII.^ — „<0 «ahüi", au Georg Forster; — „AlimNnick »n ZtiN" ; — „M beiden Nlenschengrüssen" ; — „Oral lamnn" v^ergleiche darüber: W i eland's deut- schen Mercur 1774, 8. Stück, S, 254 U, f,) ; — „Wnnderzeltzame Nlagl eines land «iidchei,, in der stad!" gclesei! hat. Als Mensch war B. ein Cyniker vom Wirbel bis zur Zehe, und ein Religionöfpötter ohne Gleichen, Sehr charakteristisch für ihn ist in dieser Hinsicht, wasFranzGräf» fer, der ihn theils selbst, theils durch sei- nen Vater genau kannte, in seinen „Neuen Wiener Tabletten" (Wien 1848, Kup pitf^S. 125 erzählt, welche Mittheilung auch als wesentliche Berichtigung der über Kaiser I o s c p hII, von Schlechtberichteteu ausgestreuten Nachrichten u. Ansichten iu Religioussachen gelten kau», Was B.'ö Verbindung mit dcu deutschcu Dichtern anbelaugt, so ist hier iusbcsoudcrc anzu- führen, daß sich Wicland schr zu Blu mauer hingczogcu fühlte, Nachdem B. in Weimar gewesen, erklärte Wi eland, daß ihm das Leben nur darum lieb war, weil B. zugesagt, nächstes Jahr wieder- zukommen. Mit B.'s Schriften ist der Nachdruckfrevel in einer Weise begangen worden, wie kaum mit dcu Schriften ir» gend eines andern deutscheu Autors, denn die meisten Ausgaben seiner Werke sind reiner Nachdruck, alle ohne Wissen und ohne Abfinden mit dem Original-Ver- leger Rudolph Giäffcr oder dessen Er» ben erschienen. B. selbst legte auf seine poetischen Arbeiten, die er nicht selten in Wein- nnd Nierhäiisenl auf die Speise- karten hinschrieb, gar kein Gewicht. — Wir haben bisher von Blu m a u e r dem Dichter und Schriftsteller gesprochen; »och iu einer Eigenschaft verdient er aber ge- würdigt zu werdcu, die Niemand mehr berücksichtigt, weil Diejenigen, welche sie besitzen, meistens zn den sogenannten „Stillen im Lande" zählen, welche mit ihrem reichen Wissen sich ganz von der Welt, die davon nichts brauchen kaun, zurückziehen: „Blu m au er der Bi- bliograph". In dieser Hinsicht war B.'s Wissen bedeutend, und er hat davon in einem nun vergriffeneu Werte glänzende Proben gegeben; es ist der „ Onialogue »'««'Mine cle« /irre« rnre« et ^etieua? Hui «b Courent ckes Wumauer" (Wien 1797), B lu m auer, der sich seiner Bedeutenhcit in dicsemZwcige bewußt war, liebte damit auch zu glänzen. Der genannte Katalog ist auch thatsächlich im Gebiete der Bi- bliographie eine Musterarbeit. I, Biographische Mittheilungen iibcr Nlnmauer: leipziger Allgemeiner literar, Anzeiger, 1788, N1,125,12«,— Mensel <I, G,>, kexilon der vom I, 1750—1800 verstorbenen deutschen Echiiftstcllei, I, Nd, S, 430 n f, — Pert sch, Nenes allgem. literarisch - artistisches lezilon, Abthl, I, E. 10», — Oestr, Zeitschrist sür Vcschichts- und Staatenlunde, herausgegeben von I, P, Kaltenbäck (Wien 1835, 4°,! I, Ihrg, in de» Blättern für Litcratur E, 296 ! „Einige Notizen von Vlmnaucr," — Naur (Sam!, Neues histor, biographisch-literarisches Handwörterbuch I, Bd, S, 404, — Orasse« (Franz», Wiener Dosenstiicke (Wien, Morsch- ncr« Wittwe und Gres,! I I , Theil, S, 276 lenthält unter der Neberschrist „Hobelspäne" Einzelne« über B lu man e r als Geschäfts»