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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Bninski-Cordova, Band 2
Seite - 32 -
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32 und trat zuerst als Dicbter und dann als dramatischer Dichter auf. Er überfetzte Pope's Versuch über die Menschen in's Magyarische; einen Anhang dieses Bu- ches bilden die Uebersetzungen auserlese- ner Gedichte aus dem Englischen und Deutschen. Ferner schrieb cr fünf Trauer- spiele, worunter „Panöllnias" und „der Pruiess Kl« Simon Mmnq ;n Pam" wahr- haft poetischen Werth besitzen. Später wendete sich sein schöpferischer Trieb der Musik zu, und die Geige, fein Liebliugs- iustrument, half ihm fe'me Gefühle und Gedanken in Tönen aussprechen. Doch vernachlässigte er darüber die Wissen- schaft nicht, und seine schriftstellerische Thätigkeit wendete sich der Mathematik und Mechanik zu. In den I . 1832 und 1833 schrieb er ein großes mathematisches Werk in lateinischer Sprache, und gab es ohne Namen heraus. Als das Werk in die Hände des Jugendfreundes Gauss fiel, erkannte dieser sogleich den Autor. Die ungarische Akademie zeichnete B. durch die Ernennung zum Mitgliede aus. Als Lehrer wirkte B. durch seinen Feuer- eifer schr anregend. In seinem Privat- leben war B. das Prototyp genialer Ori- ginalität, und cursiren über dasselbe, wie überhaupt über seine Zerstreutheit, viele Anccdoten. Seine schriftstellerische Lauf- bahn beschloß er mit einer Mathema- tik in deutscher Sprache. Einen eigen- thümlichen Zeitvertreib für ihn bildete die Verfertigung von Osenmodellen und Heizungs^ApParaten. Er hatte es bis zu 180 Modellen gcbracht und die Freude erlebt, daß ein Modell, der nach der Nchrentheorie construirte Daniel-Ofen, in der Hauswirthschaft Siebenbürgens eine ganze Reform hervorbrachte. Eigen- thümlich war auch B 6 lyai's Wagen, der mit Schindeln gedeckt war, wie Kövary, der von dcm Gelehrten eine ausführlichere Biographie schrieb, ihn noch selb st gesehen. Die Zierden seiner alterthümlichen Woh- nung waren: seine Geige, die obbenann- ten Ofen-Modelle aus Pappe und Kreide- siguren; an der russigen Wand hingen die Bilder seines Freundes, des deutschen Geistesriesen Ganss; — Shake- speare's, den Bolyai „den Sohn der Natur" und Schillers, den er „ihren Enkel" nannte. Vor einem einfachen Tische saß ein alter Herr in schwarzen groben ungarischen Hosen, mit hohen Czismen, einer weißen Flanelljacke, einem eingedrückten, brcitkrämpigen Hut auf demKopfe, das warBölyai. ImIahre 1849 wurde B. mit vollem Gehalte (1000 fl. C.M.) pensionirt. Nun ließ er sich einen Sarg machen, schrieb seinen Partezettel und ließ ihn einige Jahre vor seinem Tode drucken. In seinem Testamente ordnete er unter Anderem an, daß sein Leichenbegängniß so einfach als möglich sei und höchstens nur der Schulglöckner ihn ausläute, zum Zei- chen, daß man zur letzten großen Le- ction aufzubrechen habe. Der Wille des Herstorbeucn wurde auch geehrt. Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele stand in B. unerschütterlich fest. Er hielt die Erde für eine Pfütze, in welcher der gefesselte Geist wate; den Tod für den befreienden Engel, der die gefangen ge- wesene Seele in glücklichere Regionen ge- leitet. Für seinen edlen Charakter spricht zunnächst seine Freigebigkeit, worin er kcine Gränzen kannte, und seine maßlose Bescheidenheit. In seinem Testamente ordnete er an: „Sein Grab dürfe kein Denkmal zieren. Einem seiner guten Frcuudc möge es blos vergönnt sein, ei- uen Apfelbaum auf den Nasen zu pflan- zen, unter dem er ruhe, zur Erinnerung an jene drei Aepfcl, von denen jener der Eva und jener des Paris die Erde zur Hölle gemacht, und jener Newtons die- selbe wieder in die Reihe der Himmels- körper erhoben habe." Am 23. Nov. 1856 wurde B. seinem letzten Willen
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich Bninski-Cordova, Band 2
Titel
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Untertitel
Bninski-Cordova
Band
2
Autor
Constant von Wurzbach
Verlag
Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
Ort
Wien
Datum
1857
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
13.41 x 21.45 cm
Seiten
470
Schlagwörter
Biographien, Lebensskizzen
Kategorien
Lexika Wurzbach-Lexikon
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